Paul Heuermann
Referent für Lehre und Hochschulkommunikation, AStA der RWTH Aachen
Sollten wir nach der Pandemie wieder zu vollständigen Live-Kursen zurückkehren, weiterhin reine Online-Lehre anbieten, oder hybride Lehrangebote machen?
Lehrangebote sollten in Zukunft weder rein digital sein noch rein auf Präsenz beruhen. Beide Formate bieten Vorteile, aber auch Nachteile. Hybride Formate sind letztlich eine Möglichkeit, das Beste aus beiden Welten miteinander zu verbinden.
Welche Lehrformate würden Sie sich online wünschen, welche im persönlichen Umfeld?
Angebote, in denen die reine Vermittlung von Wissen das Ziel ist, können gut digitalisiert werden. Dadurch lassen sich die Inhalte besser an die individuellen Lerngewohnheiten der Studierenden anpassen. Formate, die die Vermittlung von Wissen ergänzen, insbesondere durch Diskussion und Austausch zwischen Lehrenden und Studierenden, also interaktiver gestaltet sind, sollten hingegen in Präsenz stattfinden, da hier der persönliche Kontakt ein deutlicher Zugewinn ist.
Ihre Vision: Wie sollte das Nachfolgemodell einer traditionellen Vorlesung aussehen, das Forschen und „Machen“ integriert (ganz gleich, ob in Präsenz oder online)?
Die klassische Vorlesung als Werkzeug zur Vermittlung von Wissen wird vermutlich in Zukunft als Video zur Verfügung stehen. Interessant wird es bei den Angeboten, die auf diese Vermittlung von Wissen aufbauen. Hier sollte es einen Übergang zu einer interaktiven Lehre geben, die sich das Vermitteln von Kompetenzen zur Hauptaufgabe macht dabei auch das kritische Hinterfragen der Inhalte fördert.
Braucht man in zehn Jahren noch Dozierende oder reicht eine KI/Roboter, um die Lehre zu halten?
Eine Hochschule ist keine reine Ausbildungsstätte, in der es nur um das Aufnehmen von Wissen geht. Gute Hochschullehre beruht insbesondere auch auf dem Austausch von Ideen und der Diskussion über diese. Dafür werden Dozierende auch in Zukunft noch unbedingt notwendig sein.
Aus Industrie und Gesellschaft kommen eine Reihe von Forderungen, was die Universitäten künftig in ihren Curricula unterbringen sollen. Wenn das Studium nicht verlängert werden soll, muss man auch fragen, was wir denn künftig nicht mehr benötigen. Haben Sie dazu Vorschläge?
Langfristig sollten Studiengänge inhaltlich flexibler werden, sodass die Studierenden ihre Laufbahn selbst gestalten können. Das unterstützt zum einen die Entwicklung der Persönlichkeit und ermöglicht zum anderen eine bessere Spezialisierung in einem immer differenzierteren Arbeitsmarkt.