ENSURE will Netze für die Energiewende fit machen
Konsortium ENSURE erhält Zuschlag als eines der vier „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ der Bundesregierung. Es will mit 30 Millionen Euro Förderung die zentrale und dezentrale Stromversorgung in Einklang bringen.
Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Johanna Wanka, hat heute in Berlin die Konsortien vorgestellt, welche die Bundesregierung als Kopernikus-Projekte für die Energiewende fördert. Darunter ist auch ENSURE – Neue Energienetzstrukturen für die Energiewende, in dem sich das Karlsruher Institut für Technologie, KIT, als Konsortialführer mit den weiteren Kernpartnern RWTH Aachen, dem Energieversorger E.ON, dem Netzbetreiber TenneT TSO, den Technologiekonzernen Siemens und ABB sowie mit 15 weiteren Partnern einbringen. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung von effizienten und zukunftsweisenden Strukturen aus zentraler und dezentraler Energieversorgung.
„Die Energiewende bedeutet für das deutsche Energiesystem einen Paradigmenwechsel, der neben Herausforderungen in starkem Maße auch wirtschaftliche Chancen bietet“, sagt Professor Holger Hanselka, Präsident des KIT und Sprecher von ENSURE. RWTH-Rektor Professor Ernst Schmachtenberg kommentiert erfreut: „Die gemeinsame Forschung von starken Partner auf diesem Gebiet wird maßgeblich dazu beitragen, dass die Energiewende nicht nur die effiziente und umweltfreundliche Energieversorgung in Zukunft sichert, sondern dass sie auch wirtschaftlich erfolgreich sein wird.“
Strukturen für ein zukunftsweisendes Energienetz
Konkret will das Konsortium ENSURE die Frage beantworten: Was ist eine sowohl unter technischen, wirtschaftlichen als auch gesellschaftlichen Aspekten sinnvolle Energienetzstruktur und welche Anteile aus zentraler und dezentraler Versorgung beinhaltet sie? Dazu werden im Projekt effiziente neue Systemstrukturen, stabile Systemführungsmechanismen sowie die Integration neuer Technologien auf breiter Basis erforscht. Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem zu bewältigenden technischen und gesellschaftlichen Transformationsprozess. Daher stehen Technologien zur Stromübertragung ebenso im Fokus wie Informations- und Kommunikationstechnologien, die in Zukunft die Bilanzierung und Stabilität in vernetzten Versorgungsstrukturen gewährleisten sollen.
Das Kopernikus-Projekt ENSURE ist in drei Phasen geplant. Nach der ersten Phase für die Erforschung der Grundlagen, von 2016 bis 2019, und der darauf folgenden zweiten Phase für die Umsetzung im Pilotmaßstab, 2019 bis 2022, soll in der finalen dritten Phase, 2022 bis 2025, ein multimodaler Netzdemonstrator aufgebaut werden. Dieser Großdemonstrator soll beispielhaft aufzeigen, wie die zukünftige energetische Versorgung eines urbanen Systems mit Umland aussehen kann. Dabei werden auch Möglichkeiten zur Flexibilisierung und Effizienzsteigerung, beispielsweise durch die Energiesystemintegration von Strom, Gas, Wärme und Speichertechnologien oder durch Gleichstrom-Kupplungen zur Mittel- oder Hochspannungsebene, untersucht.
Direktorium und Partner von ENSURE
Das ENSURE-Konsortium setzt sich aus den im Direktorium vertretenen sechs Kernpartnern und 15 weiteren Projektpartnern zusammen. Kernpartner sind das KIT und die RWTH als Vertreter von Forschung und Lehre, die Unternehmen E.ON, Energieversorger und Verteilnetzbetreiber, und TenneT TSO GmbH, Übertragungsnetzbetreiber, sowie die Unternehmen Siemens AG, Integrierter Technologiekonzern, und ABB, Energie- und Automatisierungstechnikkonzern. Die weiteren Projektpartner sind: (a) die Technischen Universitäten Dortmund und Darmstadt sowie die Universitäten Köln, Wuppertal, Hannover, Kiel, Erlangen-Nürnberg, (b) die außeruniversitären Forschungseinrichtungen Forschungsgemeinschaft für Elektrische Anlagen und Stromwirtschaft e.V. Mannheim, Fraunhofer-Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik sowie OFFIS – Institut für Informatik Oldenburg, (c) die Projektpartner Öko-Institut e.V., Deutsche Umwelthilfe e.V., DVGW e.V. sowie (d) die Industrieunternehmen Nexans GmbH und Maschinenfabrik Reinhausen GmbH. Von dem geplanten Budget von über 43 Millionen Euro für die ersten drei Jahre trägt der Bund rund 30 Millionen Euro.
Über die Förderinitiative „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“
Mit dem Energiekonzept 2050 strebt die Bundesregierung eine umweltschonende, zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung an. Ziel der Förderinitiative „Kopernikus-Projekte für die Energiewende“ ist es als ein Teil der Hightech-Strategie wichtige Weichen zu stellen, um neue Wege in der Kooperation von Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu gehen und die Energieforschung zukünftig effizient und zielgerichtet aufzustellen. Grundgedanke ist, dass die Gestaltung der Energiewende nur dann gelingt, wenn die Bedürfnisse und Erwartungen der Bevölkerung angemessen reflektiert sowie Umweltverträglichkeit und marktwirtschaftliche Erfordernisse berücksichtigt werden. Es sollen Forschungsfelder von starker Komplexität, einem hohen Forschungsrisiko und besonderen Potenzialen für die Umstellung des Energiesystems wirtschaftlich nutzbringend erschlossen werden. Forschung und Entwicklung in den Kopernikus-Projekten sollen so dazu beitragen, die sich aus den technologischen Fortschritten ergebenden Chancen auf dem Weltmarkt zu nutzen.
Die RWTH Aachen
Neben starker fachlicher Differenzierung und Spezialisierung praktizieren die RWTH-Institute eine sehr effektive fach- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit in interdisziplinären Zentren, wie zum Beispiel das Center for Mobile Propulsion, Center for Wind Drives, E.ON Energy Research Center, Center für Flexible Elektrische Netze. In enger Kooperation mit Instituten des Forschungszentrum Jülich – im Rahmen der Jülich Aachen Research Allianz JARA – und mit dem An-Institut FGH erforschen diese Zentren aktuelle Erfordernisse der Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft und Industrie.
Die Spitzenqualität in Lehre und Forschung an der RWTH im Bereich Elektrische Energietechnik wurde 2012 im Evaluierungsbericht des Wissenschaftsrats gelobt. Sieben Professuren und über 280 wissenschaftliche Mitarbeiter forschen in den Bereichen Elektromobilität, Energieeinsparung sowie dezentrale Erzeuger und Netze. Im Cluster des RWTH Aachen Campus Sustainable Energy koordinieren das Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (Professor Albert Moser), das Institute for Automation of Complex Power Systems (Professor Antonello Monti) und das Institute for Power Generation and Storage Systems (Professor Rik De Doncker) das vom BMBF geförderte Forschungscampus-Projekt Flexible Elektrische Netze, FEN.
Insgesamt 15 Institute der RWTH und über 25 Firmen des FEN-Industriekonsortiums arbeiten an der Neuentwicklung von Verteilnetzen. Die FEN-Forschungsthemen fokussieren sich stark auf die Leistungselektronik für Gleichspannungsnetze und IKT für Automatisierung (Internet of Things) und Stabilisierung von Verteilnetzen. Damit werden die FEN-Forschungsergebnisse die ENSURE-Forschungsprojekte, die auf neuen Strukturen von Energietransportnetzen basieren, ergänzen.
Die RWTH als Kernpartner im jetzt bewilligten ENSURE-Projekt gehört mit ihren 260 Instituten in neun Fakultäten zu den führenden europäischen Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen. Die Arbeit der Forschungszentren der RWTH orientiert sich stark an den aktuellen Erfordernissen der Industrie. Dies führt zu zahlreichen Innovationen, Patenten und Lizenzen. Bei einerseits starker fachlicher Differenzierung und Spezialisierung praktizieren die Kompetenzzentren der RWTH andererseits eine sehr effektive fach- und fakultätsübergreifende Zusammenarbeit in interdisziplinären Verbünden und Foren.
Die RWTH ist ebenfalls Kernpartner im Kopernikus-Projekt „P2X: Erforschung, Validierung und Implementierung von Power-to-X-Prozessen“, siehe hierzu unsere Pressemitteilung 057/2016 vom 5. April 2016.
Redaktion: Presse und Kommunikation