Hochdotierte EU-Förderung für Forschende der RWTH
Professor Twan Lammers und Professorin Franziska Schoenebeck werden mit dem ERC Consolidator Grant ausgezeichnet.
Die ERC Consolidator Grants gehören zu den höchstdotierten und prestigeträchtigsten Forschungsförderungen Europas. Vergeben vom European Research Council (ERC) unterstützen sie junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei, ihre innovative Forschung weiter auszubauen und zu konsolidieren. Ihre Promotionen sollen mindestens sieben und höchstens zwölf Jahre zurückliegen. Grundlage für die Entscheidung bei der Vergabe ist die wissenschaftliche Exzellenz der Antragsteller sowie das bahnbrechende Potenzial des Forschungsprojekts. Die Förderung beträgt bis zu zwei Millionen Euro und ist auf eine Dauer von fünf Jahren ausgelegt.
Univ.-Prof. Twan Lammers
Lehr- und Forschungsgebiet für Nanomedizin und Theranostik
Meta-Targeting – Macro-Nanomedicine to Treat Metastatic Cancer
Metastatischer Krebs ist eine komplexe und schwer zu behandelnde Erkrankung. Im Meta-Targeting Projekt wird ein ganzheitlicher nanomedizinbasierter Ansatz etabliert, um die Behandlung metastasierender Krebserkrankungen zu verbessern. Ziel ist die Entwicklung polymerer Mizellen, die effizient und stabil mit verschiedenen Wirkstoffen und einem Kontrastmittel beladen werden können, sowie der Einsatz physikalischer und pharmakologischer Therapien, um das Mikromilieu in Tumoren zu beeinflussen. Weiterhin fokussiert sich das Projekt auf die Identifikation von Biomarkern für die Patientenauswahl, auf Ansätze zur Überwindung der Wirkstoffresistenz und auf den Einsatz multifunktionaler Mizellen zur Verbesserung der Immuntherapie. Um Immuntherapien effektiver zu machen werden die Mizellen mit einem Doxorubizin-Prowirkstoff beladen, um so eine spezifische Art von Zelltod in Tumoren und Metastasen auszulösen, ohne das es dabei zu einer systemischen Immundepression kommt. Physikalisches Priming mit Ultraschall und Mikrobläschen verbessert die Anreicherung und das Eindringen von Mizellen, Antikörpern und T-Zellen in Tumore. Bildgebungs- und biopsiebasierte Biomarker zur Patientenauswahl werden dringend gebraucht um nanomedizinische Krebstherapien effizienter in die klinische Praxis zu überführen. Die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitspakete im Meta-Targeting Projekt werden einzeln und insbesondere in Kombination zu einer besseren Behandlung metastasierender Krebserkrankungen führen.
Kurzvita Twan Lammers
Twan Lammers studierte Pharmazie an der Universität Utrecht. Anschließend promovierte er am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (Radio-Onkologie; 2008) und an der Universität Utrecht (Pharmazie; 2009). Von 2007 bis 2010 war er Postdoc in der Abteilung für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie in Utrecht. In 2009 kam er als Arbeitsgruppenleiter zum Institut für Experimentelle Molekulare Bildgebung an der Uniklinik RWTH Aachen. Seit April 2014 hat er die Universitätsprofessur für Nanomedizin und Theranostik inne. 2012 erhielt Lammers bereits einen ERC Starting Grant. 2015 und 2018 wurden ihm vom Europäischen Forschungsrat Proof of Concepts (PoC) zugesprochen. Seine Schwerpunkte liegen auf dem Gebiet des bildgestützten und zielgerichteten Wirkstofftransports.
Univ.-Prof. Franziska Schoenebeck
Lehrstuhl für Organische Chemie I
Metalloradical Catalysis – From Fundamental Studies to Applications (MetalloRadiCat)
In den letzten Jahrzehnten haben katalytische Prozesse unter Nutzung von Metallen in der Chemie, den verwandten Disziplinen und somit generell in Wissenschaft und Gesellschaft enorme Bedeutung erlangt, so dass deren Nutzung sowohl im akademischen als auch industriellen Bereich nicht mehr wegzudenken ist. Heutzutage können eine enorme Anzahl von Transformationen, die vor einiger Zeit noch quasi undenkbar waren, in selektiver Form unter relativ milden Bedingungen durchgeführt werden. Dies beruht auf der einzigartigen Eigenschaft des beteiligten Metalls gezielt chemische Bindungen zu knüpfen oder zu brechen. Metallfreie Prozesse lassen diese Fähigkeit oft vermissen. Viele Forschungsvorhaben weltweit betrachteten dabei insbesondere zwei-Elektronen-Prozesse für Synthesetransformationen. Das Feld der Metalloradikalkatalyse fand im Vergleich dazu eher wenig Beachtung, obwohl Metalloradikale in der Natur bevorzugt in Enzymen Verwendung finden, um radikalische Reaktivitäten zu kontrollieren. Metalloradikal-Reaktivität und die damit verbundenen Reaktionsprinzipien sind derzeit meist noch nicht verstanden, was wahrscheinlich auch die maßgeschneiderte Entwicklung entsprechender Katalysatoren oder katalytischer Verfahren behinderte. Das Ziel des Forschungsvorhabens MetalloRadiCat ist, mittels tiefgehender computergestützter Betrachtungen in Verbindung mit synthetischen Ansätzen die Katalyse mit Metalloradikalen in enzymatischen Prozessen, der Materialforschung und der organischen Synthese zu erforschen. Schwerpunkte liegen dabei beim Zugang zu maßgeschneiderten Molekülen, Olefinmigrationen und –manipulationen und der Untersuchung von natürlich vorkommenden (auch enzymatischen) Metalloradikal-katalysierten Prozessen im Umfeld der C-H-Aktivierung und –Funktionalisierung.
Kurzvita Franziska Schoenebeck
Franziska Schoenebeck studierte von 2001 bis 2004 Chemie an der Technischen Universität Berlin und an der University of Strathclyde in Glasgow, worauf sie nach erfolgreichen Abschluss des Studiums an der WestChem Reserach School, Glasgow ihre Promotion im Zeitraum bis 2008 anfertigte. Daran schloss sich bis 2010 ein Postdoktorandenaufenthalt an der University of California, Los Angeles, USA an, der durch ein Feodor Lynen Forschungsstipendium der Alexander von Humboldt Stiftung gefördert wurde. Nach einer dreijährigen Assistenzprofessur an der ETH Zürich wurde sie im Juni 2013 als Universitätsprofessorin (W2) an das Institut für Organische Chemie der RWTH Aachen berufen. Im Anschluss an diese Position übernahm sie im Juli 2016 den renommierten Lehrstuhl 1 für Organische Chemie der RWTH Aachen. Neben internationalen Auszeichnungen wurde ihre Forschung bereits in 2013 durch das Rückkehrerprogramm des Landes NRW, in 2014 durch einen ERC Starting Grant des European Research Council und in 2019 durch die VolkswagenStiftung gefördert. Ihr Forschungsschwerpunkt ist im Grenzgebiet zwischen Organischer Synthesechemie, mechanistisch orientierter und computergestützter Chemie angesiedelt mit besonderen Fokus in der metall-gestützten homogenen Katalyse. Die Arbeiten erfolgen dabei auch vor dem Hintergrund der stetig steigenden Bedürfnisse in Hinblick auf Nachhaltigkeit, Energie- und Ökoeffizienz.
Redaktion: Presse und Kommunikation