Zwischen Salafismus und Feminismus
„Die islamische Revolution, die 1979 im Iran zur Abschaffung aller von Feministinnen erkämpften Rechte von Frauen führte, wurde auch von weiblichen Khomeini-Anhängerinnen getragen. Heute sind es in den Ländern der ‚Arabellion‘ Aktivistinnen der Muslimbrüder, der Ennahda und unterschiedlicher salafistischer Organisationen, die gegen die Gleichberechtigung von Männern und Frauen auf die Straße gehen, Geschlechtertrennung an den Universitäten und die vollständige Verhüllung von Frauen fordern“, so Susanne Schröter, Professorin für Ethnologie an der Goethe-Universität in Frankfurt und Principal Investigator im Exzellenzcluster „Herausbildung normativer Ordnungen“. Zu diesem Thema hält sie innerhalb des Leonardo-Projektes der RWTH einen Vortrag. Die Veranstaltung beginnt am Donnerstag, 24.1.2013, um 18 Uhr im Hörsaal AH V, Ahornstraße 55 in Aachen.
Schröter wird dabei auf die die Ziele, Strategien und Akteurinnen der wichtigsten religiösen und säkularen Frauenbewegungen eingehen, um die derzeitigen Auseinandersetzungen um eine neue Geschlechterordnung darzustellen. Denn ähnliche antifeministische Frauenbewegungen gebe es in der gesamten islamischen Welt und mittlerweile auch unter Musliminnen in Europa und den USA. Gleichzeitig, so Schröter, fordern Frauenrechtsaktivistinnen in allen muslimisch geprägten Ländern die Umsetzung der UN-Frauenrechtscharta, eine Eliminierung diskriminierender Gesetze und engagieren sich gegen häusliche Gewalt. Die Professorin zeigt auf, dass einige von ihnen, so genannte islamische Feministinnen, sich sogar um Re-Interpretationen des Korans und der Sunna bemühen, um ihre Ziele islamisch zu begründen.
Mehrere ethnographische Forschungsprojekte in Indonesien, Tunesien, Marokko und Deutschland, die sich insbesondere mit den kulturellen und politischen Transformationen in der islamischen Welt befassen, konnte Schröter bisher durchführen. Zurzeit arbeitet sie an einer Monographie über islamischen Feminismus und Frauenbewegungen in der islamischen Welt, die voraussichtlich 2013 erscheinen wird. Geplant sind ebenfalls zwei wissenschaftliche Sammelbände, die den Fragen von „Gender and Islam“ gewidmet sind.