Interview mit Professor Ulrich Rüdiger
„Ziele entstehen im Miteinander“
Professor Rüdiger, was reizt Sie an der Aufgabe, Rektor der RWTH Aachen zu werden?
Mich reizt die Mitgestaltung und Weiterentwicklung einer führenden technischen Hochschule, die in interdisziplinärer Forschungskultur Lösungsbeiträge zu den globalen technischen und gesellschaftlichen Herausforderungen erarbeitet. Es gibt an der RWTH Aachen mit ihrem Spektrum an Disziplinen von der Medizin über die naturwissenschaftlichen Grundlagen, die Informatik und die Ingenieurwissenschaften bis hin zu den Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften ideale Voraussetzungen, um Beiträge zu leisten, die noch dazu gesellschaftlich akzeptiert werden.
Welche Perspektive sehen Sie für die RWTH Aachen?
An der RWTH sehe ich die Perspektive, in einem offenen System mit der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Industrie von den wissenschaftlichen Grundlagen bis zum anwendungsreifen Produkt die angesprochenen Herausforderungen anzugehen. Dafür finde ich andere Voraussetzungen als an der vergleichsweise kleineren Universität Konstanz, auch wenn wir dort sehr erfolgreich sind. Rückblickend bin ich wegen dieser Perspektive auch als Student nach Aachen gegangen und habe nicht an der nächstgelegenen niedersächsischen Universität studiert. Schon damals habe ich die Nähe der grundlagenorientierten Physik zu den Ingenieurwissenschaften gesucht.
Was sind konkret Ihre Ziele dann als Rektor der RWTH Aachen? Was sind die wichtigsten Projekte?
Es wäre vermessen, wenn ich als neuer Rektor, der von außen kommt, jetzt sage: Seht her, das sind meine Ziele! Ich weiß, was mich erwartet, es gilt sehr schnell in einem Team – das möchte ich ausdrücklich betonen – Projekte wie die Exzellenzstrategie und hier vor allem die zweite Förderlinie erfolgreich zu gestalten. Auch in der zweiten Runde des Nachwuchspaktes sollte die Chance genutzt werden. Aber alles, was wir an der RWTH bewegen wollen und werden, wird eine Teamleistung sein. Ziele entstehen im Miteinander und werden auch nur im Miteinander erreicht. Ihre übergeordneten Ziele hat die RWTH beispielsweise in der Exzellenzstrategie ohnehin klar definiert.
Sie haben eine Aachener Vergangenheit. Welches Bild von der RWTH bringen Sie mit, haben Sie möglicherweise etwas aus Aachen vermisst?
Wenn ich mir heute die RWTH Aachen anschaue, dann hat die Hochschule in den vergangenen zehn bis 15 Jahren einen beeindruckenden Schub erlebt. Ich habe das Physikzentrum auf Melaten jüngst noch einmal besucht und war positiv überrascht, wie das Umfeld mit dem Campus gewachsen ist. Der Campus ist ein sehr spannendes Projekt mit großem Potenzial. Die RWTH hat sich enorm weiterentwickelt, seit ich die Stadt Richtung Konstanz verlassen habe. Vermisst habe ich in Konstanz übrigens tatsächlich die Streuselbrötchen und den Reisfladen.
Gibt es etwas, das Sie auf jeden Fall aus Konstanz mit nach Aachen bringen werden?
Meine fast unerschütterliche gute Laune und meinen immer präsenten Optimismus.