Sehen mit den Ohren?

08.03.2012

„Von der Idee zur Erkenntnis“ lautet das Motto der Ausstellung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), die am 6. März im Berliner Bundestag eröffnet wurde. Auf 10 Ausstellungs-“Inseln“ werden Forschungsprojekte aus den unterschiedlichsten Disziplinen präsentiert. Eines der Projekte ist an der RWTH Aachen angesiedelt. Professor Dr. Hermann Wagner und sein Team vom Lehrstuhl für Zoologie/Tierphysiologie stellen unter dem Titel "Sehen mit den Ohren?" ihre bionischen Forschungen zur Schalllokalisation bei der Schleiereule und deren Relevanz für die Gesundheitsforschung und Robotik vor.

 

Professor Wagner freut sich besonders über den Besuch von Staatssekretär Thomas Rachel und dessen Interesse an der Forschung an der RWTH Aachen.

Die Eröffnungsreden von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, DFG-Präsident Prof. Dr.-Ing. Matthias Kleiner, Prof. Dr. Sigrid Roßteutscher von der Johann Wolfgang Goethe Universität Frankfurt und Ulla Burchardt, Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung, gaben den zahlreich erschienenen Gästen einen gelungenen Einstieg in die Thematik. Das Anliegen der DFG, insbesondere die kreative Ideenvielfalt auch unkonventioneller Grundlagenforschung zu fördern, spiegelte sich in den professionell gestalteten Ausstelungs-„Inseln“ wider.

Die anschaulichen Titel reichten von „Quo Vadis, Demokratie?“ über „Rechnen gegen die Ölpest?“, „Mit Gitarrensaiten Moleküle fangen“ bis hin zu besagten Schleiereulen: „Sehen mit den Ohren?“. Oft erst auf den zweiten Blick erschließt sich dem Besucher, wie viel Anwendungsbezug tatsächlich hinter zunächst ungewöhnlich und wenig alltagsrelevant erscheinenden Themen steckt. Dass man mit dreidimensionalen Computermodellen der Aorta heikle Operationen an dieser Schlagader des Herzens unterstützen kann, leuchtet noch unmittelbar ein. Dass sich die Erkenntnis, welchen Einfluss die Gesichtsfedern der Schleiereule auf das räumliche Hören haben, zur Entwicklung von schalllokalisierenden Robotern oder dreidimensional klingenden Tonaufnahmen umsetzen lässt, mag vielen Neugierigen erst klar geworden sein, nachdem sie den Effekt an Hand von Hörbeispielen selbst erfahren konnten. Der gelungene Einstieg in die Ausstellung zeigt einmal mehr, wie konstruktiv der beständige Dialog zwischen Forschung, Förderung und Politik sein kann.

Laura Hausmann