Interview mit Professor Simone Paganini

  Claudia und Simone Paganini Urheberrecht: © Simone Paganini

Professor Simone Paganini vom Lehr- und Forschungsgebiet Biblische Theologie der RWTH hat seinerzeit im Fach Alttestamentliche Bibelwissenschaft habilitiert. Nun hat er – gemeinsam mit seiner Frau, der Medien-Ethikerin Professorin Claudia Paganini – ein Buch über Star Wars („Im Namen des Vaters, des Sohnes und der Macht“) veröffentlicht. Wie das zusammenpasst, hat uns der Star Wars-Fan im Interview erklärt.

RWTH: Professor Paganini, darf man als Wissenschaftler ein Buch über eine Science Fiction-Reihe schreiben?

Paganini: Ja, natürlich! Was ist denn Star Wars? Vor allem eine gute Story. Und was waren die vielen einzelnen Geschichten, die später unter dem Begriff „Bibel“ zusammengefasst wurden? Auch gute Stories. Gute Geschichten haben die Kraft, die Gesellschaft zu beeinflussen – das hat uns die Heilige Schrift über 2.000 Jahren lang bewiesen. Die Phantasie von George Lucas hat auch einen Effekt auf die Gesellschaft – wenn auch in einem geringeren Maße natürlich.

RWTH: Wo sehen Sie weitere Parallelen?

Paganini: Erst mal das ganze Setting: Licht und Finsternis, Gut und Böse, Gott und der Teufel, die Macht und ihre dunkle Seite. Wenn Luke Skywalker gegen Darth Vader antritt, erinnert das an den Underdog David, der gegen den mächtigen Goliath kämpft. Zusätzlich schwingt die Geschichte um Abraham mit, der von Gott den Auftrag erhält, seinen Sohn Jakob zu opfern – Anakin Skywalker alias Darth Vader legt die Hand ja auch im Auftrag einer höheren Macht an seinen Sohn Luke. Oder nehmen wir Yoda. Diese Figur könnte dem „Buch der Sprüche“ entsprungen sein, inklusive der einzigartigen Grammatik. Insgesamt haben die Charaktere aus dem Star Wars-Universum ähnlich viel Identifikationspotenzial wie die biblischen Figuren. All das ist von George Lucas meisterlich inszeniert und genauso gewollt.

RWTH: Und wie sieht es mit der Sprache aus?

Paganini: Man kann ein Quiz daraus machen, welcher Text aus Star Wars stammt und welcher aus der Bibel. Die Aussage „Ihr sollt euch mit dem Schwert des Lichtes umgurten“ könnte von einem älteren Jedi-Meister kommen, sie ist aber vom Apostel Paulus. Es gibt auch das Äquivalent zum bekannten „Ich bin dein Vater, Luke“, wenn Gott spricht „Das ist mein Sohn“. Im Buch Deuteronomium beauftragt Mose kurz vor seinem Tod seinen Nachfolger Josua mit den Worten „Mögest du mächtig sein.“ Da fehlt nicht mehr viel bis zu „Möge die Macht mit dir sein“.