Next Generation University
Es ist Zeit für eine Revolution der Universitäten
Die Initiative „Next Generation University“ kommt in einer Zeit auf, in der die vom Bundeskanzler proklamierte Zeitenwende geradezu überlebensnotwendig erscheint: Globale ökologische, soziale, ökonomische und jüngst auch geopolitische Entwicklungen verlangen unserer Wissensgesellschaft größte Anstrengungen ab.
Eine besondere Verantwortung, aber auch große Chance, kommt dabei dem Wissenschafts- und Innovationssystem zu – allen voran den Universitäten. Denn die Zeitenwende gelingt nur, wenn die Akteurinnen und Akteure dieses Systems sich selbstkritisch und wandlungsfähig zeigen und all ihr Handeln auf die Lösung globaler Probleme ausrichten. Angesichts der an Hochschulen über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen und Haltungen bedeutet dies nicht weniger als eine kleine Revolution am eigenen Leibe. Und genau die möchte die Initiative „Next Generation University“ aus den eigenen Reihen heraus forcieren.
Globale Herausforderungen gemeinsam anpacken – mit Innovationskraft und Vernetzung
Wie bewältigen wir den Klimawandel und wie gehen wir mit der globalen Ressourcenknappheit um? Wie gestalten wir die Verkehrswende? Wie schaffen wir die Transformation weg von fossilen hin zu nachwachsenden Rohstoffen? Wie gelingt der Green Deal, um Europa bis 2050 zum klimaneutralen Kontinent zu machen? Und wie gelingt es uns, dass diese Maßnahmen gleichzeitig einen neu definierten, lebenswerten Raum für alle Menschen erzeugen?
Wie gehen wir mit einer weitestgehend unvorhergesehenen Krise wie der Corona-Pandemie oder einem Hochwasser um? Wie erlangen wir einerseits die Fähigkeit zur Vorausschau, aber andererseits auch eine gewisse Routine in intersektoraler, internationaler Zusammenarbeit, wenn das Unvorhergesehene eintritt und schnelle Handlungsfähigkeit nötig ist?
Die EU-Kommission hat – unabhängig von akut zu meisternden Krisensituationen – mit dem Lissabon-Prozess und der darauffolgenden Europa 2020-Strategie eine klare Zielmarke ausgegeben: Europa sollte der wettbewerbsfähigste und dynamischste wissensgestützte Wirtschaftsraum der Welt werden. Das erfordert einerseits eine kollektive finanzielle Kraftanstrengung. Jedoch: Drei Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu investieren erschafft allein noch keine Dynamik in über Jahrzehnte träge gewordenen Strukturen. Erst eine sinnvolle Orchestrierung der vorhandenen Potenziale, Ideen und Innovationstreiber erzeugt rasanten, im positiven Sinne radikalen Fortschritt. Und wie Orchestrierung geht – darüber müssen sich die klügsten Köpfe austauschen.
Universitäten müssen Zukunftskompetenzen für die Gesellschaft aufbauen
Universitäten haben das Zeug dazu, die Zukunft unserer sich rasant entwickelnden Welt mitzugestalten:
- Sie erforschen die Grundlagen für Schlüsseltechnologien und liefern somit die Basis für eine starke Wirtschaft im internationalen Wettbewerb, für eine innovative, zukunftsfähige Gesellschaft.
- Sie geben den zukünftigen Arbeitskräften nicht nur die Fertigkeiten mit auf den Weg, sondern auch die Haltung, dass sie die Welt von morgen angesichts der Vielzahl globaler Herausforderungen prägen können und müssen.
- Sie sind richtungsweisend für die Hälfte eines Jahrgangs (2021 lag der Anteil der Studienanfängerinnen und -anfänger eines Geburtsjahrgangs in der BRD bei 54 Prozent; bei insgesamt 2,89 Millionen Studierenden) und darüber hinaus maßgeblicher Akteur in der Weiterbildung von Fachkräften.
- Sie tragen durch Wissenschaftskommunikation mit der Öffentlichkeit dazu bei, dass Bürgerinnen und Bürger den Wandel verstehen und im täglichen Leben mitgestalten können.
Damit die uralte Institution „Universität“ aber tatsächlich die drängenden globalen Herausforderungen anpacken kann, muss sie sich aktiv als gesellschaftlichen Player positionieren. Hier und heute braucht es „flinke Fische“: Universitäten, die strategisch denken und schnell handeln, die ein zeitgemäßes Verständnis von ihrer Rolle in der Wissensgesellschaft haben und eng mit den weiteren forschenden Einrichtungen, der Wirtschaft, der Zivilgesellschaft und der Politik verknüpft sind. Universitäten, die selbstkritisch und veränderungswillig sind, die den Diskurs mit allen außeruniversitären Gruppen suchen und im Verbund mit Gleichgesinnten neue große Schritte gehen wollen.
Die Initiative „Next Generation University“ schafft Raum für ein radikales Neudenken, für die praktische Erprobung innovative Denkansätze und einen intensiven Diskurs über die so gewonnenen Erkenntnisse.