TRR 219 – Mechanismen kardiovaskulärer Komplikationen der chronischen Niereninsuffizienz

 

Zusammenfassung des Forschungsprogramms des Sonderforschungsbereichs/Transregios

Chronisch-niereninsuffiziente (CKD) Patienten zeigen eine erhöhte Prävalenz kardiovaskulärer Erkrankungen (CVD). Rund 50 Prozent der CKD-Patienten leiden an CVD, und kardiovaskuläre Todesfälle machen ~40 bis 50 Prozent sämtlicher Todesfälle der Patienten aus. Bei nierengesunden Probanden beträgt der betreffende Anteil 26 Prozent. Neben dem hohen Risiko Atherosklerose-bedingten Komplikationen wird der Herztod bei CKD-Patienten durch Herzinsuffizienz und Arrhythmien verursacht. In mehr als 70 Studien konnte gezeigt werden, dass auch nach Korrektur für kardiovaskuläre Risikofaktoren der Einfluss der CKD auf das CVD-Risiko nicht aufgehoben wird. Die pathophysiologischen Prozesse der CVD-Erkrankungen von CKD-Patienten unterscheiden sich offensichtlich von den entsprechenden Prozessen in der Gesamtbevölkerung. Hierdurch wird die Bedeutung CKD-spezifischer Risikofaktoren für CVD-Erkrankungen deutlich, und belegt die Relevanz der CKD als ein unabhängiger Faktor kardiovaskulärer Erkrankungen. Dies könnte letztendlich erklären, warum traditionelle Ansätze zur Verbesserung kardiovaskulärer Ereignisse im Rahmen der CKD wenig erfolgreich waren. Die Kenntnis der zugrundeliegenden Mechanismen ist essentiell, um die gesteigerte kardiovaskuläre Mortalität durch neue therapeutische Ansätze zu senken.

Veränderungen im Kreislaufsystem und im Myokard tragen entscheidend zur Erhöhung des CVD-Risikos bei. Dennoch sind die molekularen Mechanismen als auch die involvierten Mediatoren größtenteils noch nicht untersucht worden. Daher ist es das Ziel des Sonderforschungsbereichs/Transregios TRR219, im Rahmen von experimentellen und klinischen Studien die multifaktoriellen Aspekte der CKD-bedingten kardiovaskulären Morbidität und Mortalität wie folgt zu untersuchen:

(a) Der Kreislauf. Der Fokus liegt auf i) pathologische Umbauprozesse der Gefäßwand sowie den involvierten Mediatoren und Gefäßzellen, die zur Inflammation, endothelialen Dysfunktion, Ausbildung von Gefäßläsionen und vaskulärer Kalzifizierung führen und ii) veränderte Zusammensetzung des Blutes durch Fettstoffwechselstörungen, Thrombogenität, erhöhte Mineralkonzentrationen und Urämietoxinen, die zu kardiovaskulären Schäden beitragen.

(b) Das Myokard, einschließlich pathologisch myokardialer Umbauprozesse, die mit einem veränderten myokardialen Metabolismus einhergehen, oxidativen Stress induzieren, zu Mikroangiopathie und/oder autonomer Neuropathie beitragen, und kardiale Funktionen beeinflussen.

Neben grundlagenwissenschaftlichen Untersuchungen werden translationale Aspekte der kardiovaskulären Pathologie bei CKD durch Etablierung und Evaluierung neuer therapeutischer Ansätze und diagnostischer Tests untersucht. Darüber hinaus werden Mediatoren identifiziert, die zu kardiovaskulären Erkrankungen bei CKD beitragen und damit die Grundlage zur Entwicklungen neuer diagnostischer und/oder prädiktiver Tests legen.