Neue Ideen für eine innovative Lehre
Wissenschaft will kompetent vermittelt werden. Um herausragende Berichterstattungen aus Lehre und Forschung als wegweisende Beispiele dieser wichtigen Transferarbeit zu würdigen, vergab die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen jetzt zum inzwischen zehnten Male den RWTH-Preis Wissenschaftsjournalismus. Ausgezeichnet wird vor allem die allgemeinverständliche und publikumswirksame Verdeutlichung komplexer Sachverhalte aus den unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, die an der RWTH angesiedelt sind – vorzugsweise in einem fach- oder fakultätsübergreifenden Kontext. Die RWTH unterstreicht mit dieser Auszeichnung ihre vielfältigen und nachhaltigen Anstrengungen um eine zielgruppenorientierte Wissenschaftsvermittlung.
Der RWTH-Preis Wissenschaftsjournalismus wird seit 1993 alle zwei Jahre vergeben. Er ist der einzige Journalistenpreis einer deutschen Universität. Er wird im Wechsel in den Kategorien Print, Hörfunk, TV und Online vergeben.
Die diesjährige Preisleihung konzentrierte sich auf Printmedien. Insgesamt 33 Journalistinnen und Journalisten reichten dabei 55 redaktionelle Beiträge ein. Nach einer Prüfung durch RWTH-Wissenschaftlerinnen und -Wissenschaftler der jeweiligen Disziplinen gingen die Beiträge an die Jurymitglieder. Zu dem Gremium gehören Vertreterinnen und Vertreter von Verlagen, Hörfunk, Fernsehen, Agenturen, der Stadt Aachen und der Hochschule. Die Jury kam bei der Prüfung und Einschätzung der eingereichten Beiträge zu einem klaren Ergebnis.
Den ersten Preis, mit 1.500 Euro dotiert, erhielt der Redakteur Dr. Max Rauner für seinen Beitrag „Total vernetzt“ in der Ausgabe 1/2010 der Zeitschrift „ZEIT Wissen“.
Der Artikel gibt einen „spannenden, prägnanten Einblick in die Erforschung sozialer Netzwerke in ihrer ausgesprochenen Vielfalt“, so die Jury. Das junge, interdisziplinäre Forschungsfeld mit starken Bezügen zur Physik wird demnach gelungen, lebendig und anschaulich in den gesellschaftlichen Kontext eingebunden, ohne kritische Stimmen zu verschweigen.
Max Rauner begann schon als Jugendlicher, Journalismus und Wissenschaft miteinander zu verbinden. Er studierte Physik und Philosophie in Konstanz, Heidelberg und Boulder (Colorado), wo er am National Institute of Standards and Technology mit Ionenfallen arbeitete. Er promovierte an der Universität Hannover über das Laserkühlen von Atomen. Während der Dissertation nahm er das Schreiben wieder auf. Für die ZEIT hat er das Magazin „ZEIT Wissen“ mit entwickelt, bei dem er heute als Redakteur arbeitet. Auf ZEIT online betreut er die Videokolumne „Dr. Max erklärt die Welt“. Rauner hat mehrere Bücher geschrieben: eines über seine Erfahrungen als Austauschschüler, einen Studienführer Physik und zuletzt das Sachbuch „Die verrückte Welt der Paralleluniversen“ über neue Ideen aus der Theoretischen Physik.
Der zweite Preis, mit 1.000 Euro dotiert, ging an den Wissenschaftsjournalisten Dr. Christian Jung für seinen Beitrag „Ich baue auf die Forschung“, erschienen in der Sonderausgabe Gesundheit von „Bild der Wissenschaft“ im Januar 2011. Der Beitrag fasst den aktuellen Forschungsstand zur Parkinson-Erkrankung zusammen und reisst im Wesentlichen alle großen Themenbereiche von der Ursachenforschung bis zu möglichen Begleittherapien an. Die Jury formulierte dazu: „In diesem Beitrag beschreibt ein 47-jähriger seine eigene und sein Leben mit der Parkinson-Krankheit. Dabei gelingt es in exzellenter Weise die Verbindung von subjektiver Beschwerdeschilderung mit der Darstellung der Krankheitssymptome, der Ursachen der Erkrankung und insbesondere auch der Darstellung derzeitiger Forschungsrichtungen. (…) In realistischer Abschätzung – und nicht, wie so häufig, völlig überzogen – werden Hoffnungen auf zukünftige Diagnose- und Therapieverbesserungen dargestellt.“
Dr. Christian Jung ist gelernter Bankkaufmann, diplomierter Biologe und Diplomjournalist. Seine Promotion erfolgte am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik und Theater Hannover. Er war unter anderem auch Pressesprecher der Medizinischen Hochschule Hannover sowie Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Volkswagenstiftung. Er erhielt für seine vielfältigen journalistischen Arbeiten zahlreiche Auszeichnungen, so den Niedersächsischen Hörfunkpreis 1996 und den Deutschen Journalistenpreis 2011.
Der dritte Preis, mit 500 Euro dotiert, ging an die freie Journalistin Tanja Krämer für ihren Artikel „Grün ist die Hoffnung“, erschienen in der Ausgabe 1/2011 von „Bild der Wissenschaft“. Darin geht es um die Erforschung von Algen als Basis für Biokraftstoffe. „Grün ist die Hoffnung“ ist nach Einschätzung der Jury „ein gut strukturierter Artikel, der das bedeutende Thema der nachhaltigen Produktion von Biospritstoffen mithilfe der Algenzucht beschreibt, hinterfragt und kritisch analysiert“. Die allgemeine und grundlegende Komplexität des interdisziplinären Themas, das von naturwissenschaftlichen und technologischen Fakten bis hin zu ökonomischen Fragestellungen reicht, ist umfassend recherchiert und ausgewogen dargestellt. “Es ist besonders hervorzuheben“, heißt es in der Begründung, „dass es gelungen ist, trotz der vielen Fakten den Text einfach und gut leserlich zu verfassen, ohne die Relevanz und Problematik des Themas zu verlieren“.
Tanja Krämer, Jahrgang 1978, hat Philosophie und Germanistik in Trier und Bremen studiert. Sie ist seit 2007 als freiberufliche Journalistin mit den Schwerpunkten Wissenschaft und Gesellschaft tätig, legte eine Zusatzausbildung zur Reportagejournalistin ab und ist seither auch als Redakteurin für dasGehirn.info aktiv. Auch sie erhielt bereits Auszeichnungen für ihre redaktionelle Tätigkeit, so den PUNKT-Preis für Technikjournalismus der Akademie für Technikwissenschaften 2008 in der Sparte Magazin und den Sophie Medienpreis Mecklenburg-Vorpommern 2010 als Nachwuchspreisträgerin.
Die nächste Auflage des RWTH-Preises wird im Herbst diesen Jahres ausgeschrieben. Im Mittelpunkt steht dann aller Voraussicht nach die Wissenschaftsberichterstattung in Online-Medien.
TONI WIMMER