So geht Strukturwandel

29.06.2023

Eine Woche lang kommen bei der Projektwoche „tu! Hambach“ in Morschenich-Alt Menschen zusammen, um Lösungen zu erarbeiten

 

Der Ort: Außergewöhnlich. Die Atmosphäre: Entspannt, konzentriert, kreativ. Eine Woche lang kamen unterschiedlichste Menschen in Morschenich-Alt zusammen, um über die Situation und die Chancen der Menschen und Orte am Tagebaurand zu sprechen.

Die Hoffnung der Organisatoren war groß und sie wurde erfüllt: Eine Projektwoche in Morschenich-Alt, die die Menschen zusammenbringen soll – so die Idee der „Temporären Universität Hambach (tu!)“ vom 17. bis zum 24. Juni. Und alle kamen: Forschende und Studierende, Lokalpolitiker, Bürgerinnen und Bürger aus Neu-Morschenich, die Aktivistinnen und Aktivisten und Flüchtlinge, die vor Ort leben, sowie eine breite interessierte Öffentlichkeit. In 70 verschiedenen Projekten in und rund um die Kita in Morschenich-Alt wurde diskutiert, wurden Ideen entwickelt und Perspektiven entworfen. Die Projekte reichten von universitären Lehrveranstaltungen bis hin zu Dorfspaziergängen und Exkursionen zum Tagebau.

Sitzgelegenheiten überall, zwei Zelte, Pavillons, ein Marktstand, pink leuchtende Schilder und Plakate, handgemachte Wegweiser, eine Kaffee-Bar – freundlich und einladend wirkte der Garten der Kita in Morschenich. „Morschenich-Alt ist in diesen Tagen ein lebendiger Ort der Begegnung geworden“, sagt Prof. Agnes Förster, Leiterin des Lehrstuhls für Planungstheorie und Stadtentwicklung der RWTH Aachen. Die Transformationsplattform REVIERa der RWTH richtet gemeinsam mit der Neuland Hambach die „tu! Hambach“ aus. Gastgeberin ist die Gemeinde Merzenich, als lokale Partner sind die FH Aachen (mit dem Lehr- und Forschungsschwerpunkt Zukunftsfähige Transformation), das Forschungszentrum Jülich (Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER) und das LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte (Projekt „geSCHICHTEN Rheinisches Revier“) mit im Boot.

Es war die besondere Mischung, die die Tage von Morschenich-Alt ausmachte: „Faszinierend war es, die vielen unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen – aus der Zivilgesellschaft, von den lokalen Akteuren, den Verbänden, den Kommunen eben bis hin zu den Hochschulen“, so Prof. Förster. Diese vielen, auch überraschenden, Begegnungen beeindruckten auch Bianca Hohn, verantwortliche Projektmanagerin der Neuland Hambach: „Dass so unterschiedliche Akteure, vor allem aber auch die Menschen aus der Region so zahlreich hierhergekommen sind, hat uns positiv überrascht.“ Das habe zum Beispiel bei Gesprächen zur Zukunft der Kirche in Morschenich-Alt zu völlig unterschiedlichen Sichtweisen geführt. Für die Neuland Hambach sei zudem überaus wertvoll, „auch jenseits der Workshops und des organisierten Programms so intensiv in Gespräche gekommen zu sein.“

Hochzufrieden zeigen sich auch die Gastgeber: „Ganz ehrlich: Ich hatte im Vorfeld auch ein bisschen Sorge, dass wir vielleicht mal alleine da sitzen“, sagt Lennart Schminnes, Strukturwandelmanager der Gemeinde Merzenich: „Dass es so gut angenommen wird, dass es so lebendig und harmonisch zugeht, hat meine Erwartungen sogar übertroffen.“ Die Projektwoche habe auch zu ganz konkreten Ergebnissen geführt. So hatte Schminnes gemeinsam mit FH-Professorin Isabel Maria Finkenberger zu einem Seminar zur maroden Infrastruktur von Morschenich-Alt geladen – Ingenieure, Techniker und viele Bürger folgten der Einladung und erarbeiteten so Handlungsanweisungen beispielsweise für die Aufbereitung von Wasser.

Einig waren sich Organisatoren wie Teilnehmer gleichermaßen, dass dieses Konzept der Temporären Universität Hambach fortgesetzt werden muss. Ob in Morschenich-Alt oder an einem anderen Ort, ist dabei ganz egal: „Wir haben hier alle gemeinsam etwas angestoßen“, sagt Prof. Förster, „und ich bin mir ganz sicher, dass wir Wege und Orte finden werden, das weiterzumachen.“

 
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