Disruptive Ansätze wider starre Strukturen

10.11.2023
„Next Generation University“ Urheberrecht: © David Beecroft

Die Initiative „Next Generation University“ stellt sich den Herausforderungen des Wissenschafts- und Innovationssystems

 

Wie können Universitäten die klügsten Talente anziehen? Wie können sie mehr Diversität und Inklusion im Translationsprozess erreichen? Und wie können sie trotz gesellschaftlicher Veränderungen relevant bleiben? Diese drei zentralen Fragen standen im Mittelpunkt des Workshops der „Next Generation University“-Initiative am 7.11.2023 im Jazzclub Kunstfabrik Schlot in Berlin.

Quasi als Echo auf einen internationalen Wissenschaftsabend zum 150. Geburtstag der RWTH Aachen, in dem die mannigfaltigen Herausforderungen der Hochschulen und des Wissenschafts- und Innovationssystems insgesamt adressiert wurden, hat sich die NGU-Initiative gebildet, um Gestalterinnen und Gestalter der Hochschule von morgen und übermorgen zusammenzubringen. Sie kommt in einer Zeit auf, in der globale ökologische, soziale, ökonomische und jüngst auch geopolitische Entwicklungen unserer Wissensgesellschaft größte Anstrengungen abverlangen.

Eine besondere Verantwortungkommt dabei den Universitäten zu. Denn die Zeitenwende gelingt nur, wenn die Akteurinnen und Akteure dieses Systems sich selbstkritisch und wandlungsfähig zeigen und all ihr Handeln auf die Lösung globaler Probleme ausrichten. Angesichts der an Hochschulen über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen und Haltungen bedeutet dies nicht weniger als eine kleine Revolution am eigenen Leibe.

Die obigen Fragen zählen zu denen, die Hochschulen auf der ganzen Welt bewegen. Die Herausforderung: Es gibt viele, denkbare Lösungsansätze. Es gibt viele gute Ideen und innovative Anstöße – das wurde bei dem Workshop, den die RWTH im Rahmen der Berlin Science Week ausrichtete, eindrucksvoll deutlich.

Es gibt aber auch ein zentrales Problem: Die Strukturen in der Wissenschaft sind oftmals allzu tradiert und starr. „Offensichtlich haben wir ein Problem mit dem System“, brachte es Anne Schreiter, Geschäftsführerin der German Scholars Organization und Mitglied des NGU-Boards auf den Punkt. Ihre Board-Kollegin Ena Voute, Vizepräsidentin der TU Delft, folgerte augenzwinkernd, man müsse demnach auf der grünen Wiese eine neue Universität jenseits aller bestehenden Konventionen wachsen lassen.

Doch solange diese Lösung eine Illusion bleibt, dann braucht es die kreativen Ideen auf Basis bestehender Best-practice-Ansätze und die Schwarmintelligenz derer, die das System gestalten wollen: als Forschende, als Wissenschaftsmanagerinnen und -manager, als Innovatoren aus dem Wissenschaftssystem und seinem Umfeld.

Also: Wie können Universitäten die klügsten Talente anziehen? Wie können sie mehr Diversität und Inklusion im Translationsprozess erreichen? Und wie können sie trotz gesellschaftlicher Veränderungen relevant bleiben? Natürlich, indem sie Raum für mehr Gedankenvielfalt schaffen, in dem sie sich mehr auf die Bedürfnisse, denn auf Vorschriften konzentrieren und nicht zuletzt, indem sie die Freiheit ermöglichen, eigene Pfade in der Forschung einzuschlagen und diesen auch abseits der typischen Beurteilungen in der Acedamia durch Veröffentlichungen in Fachzeitschriften ein Forum zu bieten.

So weit, so gut. Denn für all das braucht es Zeit und Ressourcen. Und die gibt es nicht auf Knopfdruck. Über die Notwendigkeit umzudenken, herrschte Einigkeit. Ein möglicher Ansatz: reine Management- oder auch Transfertage für Forschende – auch für den Dialog mit der Gesellschaft. „Wir brauchen solche disruptiven Ansätze“, betonte NGU-Board-Mitglied Professor Frank Piller, Lehrstuhl für Technologie- und Innovationsmanagement der RWTH. Die „Next Generation University“-Initiative will diese liefern, indem sie den nötigen Raum für Schwarmintelligenz schafft.

 

„Next Generation University“