Aachener Ingenieurpreis an Dr. Melanie Maas-Brunner

03.09.2023

5,5 Zentimeter hoch ist der „Chemiker-Schlumpf“ der Spielzeugmarke Schleich. Für Dr. Melanie Maas-Brunner war die blaue Figur mit weißem Kittel und Reagenzglas in der Hand ihr erstes wichtiges Projekt beim Chemie-Giganten BASF. Am Samstagabend wurde sie im Krönungssaal des Aachener Rathauses mit dem Ingenieurpreis 2023 ausgezeichnet.

  Personen stehen auf einer Bühne. Urheberrecht: © Heike Lachmann

Auf online-Auktionsplattformen wird das Schlumpf-Original inzwischen für 150 Euro gehandelt, für Neuauflagen aus späteren Jahren werden immer noch 50 Euro geboten. Schon damals, vor nunmehr 26 Jahren, zeichnete sich der rote Faden ab, der sich durch Maas-Brunners ganzes berufliches Leben ziehen sollte: „Chemie“, so sagt sie, „ist nicht das Problem, sondern die Lösung.“ Für den inzwischen zu einiger Berühmtheit gelangten Schlumpf lautete der Auftrag, einen ungefährlichen Weichmacher zu entwickeln, der den Einsatz in Kinderzimmern erlaubt. Das Projekt gelang, der Rest ist eine Erfolgsgeschichte. Heute ist Dr. Melanie Maas-Brunner als Chief Technologie Officer Vorstandsmitglied der BASF. Für ihre konsequenten Streben, mittels Innovationen Antworten auf den Klimawandel und für eine nachhaltigere Gesellschaft zu finden, wurde sie nun ausgezeichnet. Der Aachener Ingenieurpreis wird von RWTH Aachen und Stadt Aachen in Zusammenarbeit mit dem Verein Deutscher Ingenieure (VDI) vergeben.

Von einem ganz besonderen Fan der BASF-Vorständin wusste die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Ina Brandes, zu berichten. Die Mutter der Ministerin ist nämlich ebenfalls Chemikerin und findet nicht immer gut, womit Politikerinnen und Politiker sich so den lieben langen Tag beschäftigen. Als Ina Brandes ihr nun vom Aachener Ingenieurpreis und der Preisträgerin erzählte, da war auch die Ministerin-Mutter hochzufrieden: „Na das ist ja endlich mal ein vernünftiger Termin“, habe sie ausgerufen, wusste Ina Brandes lachend zu berichten.

Laudator Dr. Markus Steilemann, Vorstandsvorsitzender der Covestro AG, erinnerte sich nur allzu gerne an gemeinsame Studientage mit der Preisträgerin an der RWTH Aachen. Schon damals „hast Du, liebe Melanie, den Blick für das technische Potenzial chemischer Forschung gehabt“. Dieser Willen zum Handeln, der Wille, Projekte Wirklichkeit werden zu lassen, zeichne Maas-Brunner damals wie heute aus. In dem Wissen, dass sich ohne Chemie kein Windrad drehe und kein Elektroauto schnurre, „nimmst Du die Menschen mit Deinem großen Sachverstand, Deinem Durchhaltevermögen und Deiner unprätentiösen Art mit und bringst so Dein Unternehmen, an dem so viel hängt, voran. Und Du bekommst absolut zurecht den 9. Aachener Ingenieurpreis.“ Großer Applaus.

Die so gelobte RWTH-Alumna musste erst einmal nach Worten suchen. Mit solch´ renommierten Menschen in einer Reihe zu stehen, unter anderem war der Preisträger aus dem Jahr 2016, der Astronaut Thomas Reiter, vor Ort, mache sie sprachlos, so Dr. Maas-Brunner. Sie nutzte die Gelegenheit, um klar zu machen, dass „ich hier stehe, weil ich mit vielen tollen Menschen zusammenarbeiten darf.“ Und dabei reiche es längst nicht mehr, nur Chemiker zu sein, denn Lösungen müsse man gemeinsam und interdisziplinär finden. Ein großes Anliegen ist ihr dabei der Chemiker-Nachwuchs, an dem es, wie in so vielen anderen Bereichen auch, mangele. Auch deshalb hatte sie ihren alten Aachener Chemielehrer Dr. Gerd Hachen zur Preisverleihung eingeladen. In der Schule, so Maas-Brunner, fange es an, die Lehrer müssten die Schüler begeistern.

Vorbild für Studierende

Wie viel leichter sei das doch, wenn es so prima Vorbilder gibt: „Sie, liebe Dr. Maas-Brunner, sind ein großartiges Vorbild für unsere Studierenden“, sagte RWTH-Rektor Professor Ulrich Rüdiger, der auch nochmal daran erinnerte, wie wichtig große Unternehmen wie BASF für die Universitäten sein. Wie wichtig dieser Punkt ist, machte auch VDI-Präsident Prof. Lutz Eckstein deutlich: „Jungen Menschen Lust auf innovatives Denken zu vermitteln, ist unser zentrales Anliegen.“ Auf die wichtige Rolle von jungen Unternehmen auf dem Weg von der Forschung in die Praxis machte Aachens Oberbürgermeisterin Sibylle Keupen aufmerksam: „Die Start-ups sind die neuen Schornsteine“ erinnerte sie zugleich an die große industrielle Vergangenheit der alten Kaiserstadt. Für beste Unterhaltung sorgte Eric Siemes mit einer kurzweiligen Chemie-Show, bei der – und so schließt sich der Kreis – Weichmacher eine Hauptrolle spielten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Wissenschaftskommunikatorin Thora Schubert und RWTH-Pressesprecher Thorsten Karbach, musikalisch umrahmt von Sängerin Charlotte Haesen und Gitarrist Daniel Chavet.

 
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