Drohne statt Auto

21.04.2023

Erster vollautomatischer grenzüberschreitender Drohnenflug ein voller Erfolg

 

1,83 Meter Spannweite und bis zu 90 Kilometer pro Stunde schnell: Exakt wie berechnet tauchte am Freitagvormittag um 10.45 Uhr eine Drohne hinter dem Schneeberg im Aachener Westen auf, um wenige Augenblicke später im Feld neben dem Uniklinikum Aachen (UKA) aufzusetzen. Es war der erste vollautomatische – unterstützt durch Satellitennavigation und Mobilfunk – unbemannte grenzüberschreitende Flug, sein Gelingen ein erster großer Erfolg für das Forschungsprojekt „EULE“.

„EULE“ steht für Europäische UAV-unterstützte Transport-Lösungen für medizinische Güter. Medizinische Güter, das waren beim konkreten Anwendungsfall am Freitag Hornhäute. Normalerweise werden für diese gerade einmal 50 Millimeter fassenden Gefäße, in denen die Hornhäute transportiert werden, Fahrzeuge losgeschickt. „Das ist aufwändig, energie- und emissionsintensiv“, erläutert Professor Dieter Moormann, Leiter des Lehrstuhls und Instituts für Flugsystemdynamik an der RWTH Aachen.

13 Minuten hat nun die Drohne für die 14 Kilometer zwischen dem Zyderland Medical Center im niederländischen Heerlen und dem UKA benötigt. Zwischen 50 und 90 Metern betrug die Flughöhe, bewohnte Gebiete wurden umflogen, um die vorab exakt berechnete Strecke wurde ein Sicherheitskorridor eingehalten. Nach dem Start in Heerlen ging es ein Stück Richtung Westen, ehe die Drohne eine weite Linkskurve beschrieb, um dann Kurs Südost Richtung Aachen einzuschlagen. Unter anderem mussten die Autobahn und eine Stromtrasse überflogen werden. Der Flug selber passiert vollautomatisch, „wir können allerdings jederzeit aus Sicherheitsgründen eingreifen“, erläuterte Dr. Johanna Holsten von der RWTH-Ausgründung „flyXdrive“. Ein solcher Grund könnte beispielsweise der ankommende Rettungshubschrauber am Uniklinikum sein. Am Freitag verlief alles ohne Störungen: Start, Flug, Landung – alles wie berechnet und von den Forschenden jederzeit exakt auf Monitoren verfolgt.

Dabei sind gerade im Raum Aachen die Flüge alles andere als trivial. Denn zu allen anderen Dingen kommt hier noch der grenzüberschreitende Faktor hinzu. „Mit den bisherigen Testflügen und dem Flug heute zeigen wir, dass wir das Thema beherrschen“, so Professor Moormann. So werden für den Luftraum im niederländisch-belgisch-deutschen Zusammenschluss der MAHHL-Städte (Maastricht, Aachen, Heerlen, Hasselt, Lüttich) die Chancen eines grenzüberschreitenden Luftverkehrs frühzeitig mitgedacht. Ganz konkret wird es aber schon bald auch um Flüge zu Kölner Krankenhäusern gehen, denn auch die Sicherheitsvoraussetzungen für Flüge über bewohntes Gebiet erfüllen die „EULE“-Kooperationspartner. Die rechtlichen Voraussetzungen existieren also, mit dem Test am Freitag wurde deutlich gemacht, dass auch technisch alles soweit ist.