Life Insu-Shell gewinnt Best Life Environments Award
Der Best Life Environment Award der Europäischen Kommission geht an das Projekt Insu-Shell – die Preisverleihung fand am 24. Mai in Brüssel statt. Professor Thomas Gries vom Institut für Textiltechnik (ITA) der RWTH Aachen University nahm den Preis als offizieller Projektkoordinator stellvertretend für das gesamte Projektkonsortium entgegen. Über sechs Projektphasen hinweg wurde die Entwicklung der Fassadenelemente von kompetenten Partnern wie dem ITA, dem Institut für Massivbau (IMB) der RWTH Aachen University, den Firmen DuraPact GmbH (Aachen) und Saint Gobain Technical Fabrics (Chambéry, Frankreich) sowie der Ingenieursgesellschaft Gimpel GmbH (Aachen) vorangetrieben.
Mehr als 50 Prozent CO2-Einsparung gegenüber herkömmlicher Bauweise
Mit INSU-SHELL ist ein Meilenstein der Baustoffherstellung erreicht: Die neuartigen Bauelemente aus Textilbewehrtem Beton ermöglichen 70 bis 80 Prozent Betoneinsparung und 50 Prozent CO2-Einsparung gegenüber der herkömmlichen Stahlbetonbauweise. So wird der weltweite CO2-Ausstoß erheblich reduziert. Dadurch kommt Deutschland auf dem Weg zur Erreichung der Klimaziele einen wichtigen Schritt voran, immerhin fünf Prozent CO2-Ausstoß gehen auf das Konto der Zementherstellung.
Vorteile in allen Teilen – Textilbewehrter Beton in Insu-Shell
Textilbewehrter Beton rostet nicht. Er ist wetterunabhängig und zeitsparend in der Konstruktion. Er kann viel dünner ausgelegt werden als Stahlbeton und benötigt deshalb deutlich weniger Material, Energie und Emissionen – Einsparungen von bis zu 80 Prozent Beton gegenüber herkömmlichem Stahlbeton sind möglich.
Dadurch, dass die Fassaden-Elemente erheblich dünner sind als vergleichbare Stahlbetonwände, können wesentlich filigranere Bauwerke entstehen. So ist der Einsatz von Textilbewehrtem Beton in Fassaden, integrierten Formwerken, Sandwich-Elementen, Brücken, Dachelementen, Abdichtungen und Verstärkungselementen besonders vorteilhaft. Die leichtgewichtigen Elemente können außerdem besser transportiert und montiert werden.
Textilbewehrter Beton kann Leben retten
Im Falle eines Erdbebens kann Textilbewehrter Beton sogar Leben retten: Gebäude aus Textilbewehrtem Beton fallen nicht plötzlich um, sondern verformen sich unter Druck- und Biegebeanspruchungen. Die sich dann einstellenden feinen Risse stellen ein duktiles und robustes Tragverhalten sicher. Dies bietet im Erdbeben-Fall genügend Zeit, um die Gebäude zu evakuieren. Zudem fallen aufgrund der geringen Betonmenge nur kleine Bruchstücke herunter, die keinen Schaden anrichten.
Warum ist Textilbewehrter Beton jetzt so wichtig?
Die Weltbevölkerung wächst explosionsartig, die Bauindustrie boomt. Beton ist der in der Bauindustrie am meisten genutzte Werkstoff. Allein in Deutschland soll die Betonindustrie in 2012 laut Cemex Deutschland AG um zehn Prozent pro Jahr zulegen, genauso wie in 2011. "Damit wir, neben der Nachfrage nach mehr Wohnraum, das Überleben unserer Umwelt sichern, ist der Einsatz von neuen Materialien wie Textilbewehrtem Beton überlebenswichtig", so Professor Josef Hegger, Institutsleiter des Instituts für Massivbau (IMB) der RWTH Aachen University und Sprecher der Sonderforschungsbereichs 532 Textilbeton.
Was ist das Geheimnis von INSU-SHELL?
Das Geheimnis liegt in der Sandwichbauweise der Fassadenelemente. Sie bestehen aus textilbewehrtem Beton und einer PUR-Hartschaum-Isolierung und bilden so die komplette Außenwand mit nur 18 Zentimetern Wanddicke. Das ist etwa ein Drittel einer Wand mit vergleichbaren Eigenschaften.
2009 wurden die Fassadenelemente flächig im ITA-Gebäude Innotex montiert - in 2009 der weltweit erste Einsatz von Textilbeton-Sandwichfassaden im industriellen Maßstab. ITA-Projektleiterin Silke Tomoscheit freut sich: "Endlich werden die unglaublichen Vorteile, die Textilbewehrter Beton bietet, gewürdigt. Wir haben hart darauf hingearbeitet."
Preisverleiher
Die Europäische Kommission, vertreten von allen EU Mitgliedsstaaten, prämiert einmal im Jahr die Best-Life-Environment-Projekte in Brüssel.
Professor Gries, Projektkoordinator von Insu-Shell, ist überzeugt: "Durch dieses Projekt konnten wir die Machbarkeit und die Vorteile von Textilbeton demonstrieren. So haben wir Vertrauen geschaffen für diesen umweltfreundlichen Werkstoff, denn ‚only seeing is believing‘. Das hat der Umsetzung des Textilbetons in die Praxis einen entscheidenden Schub gegeben."