Tim A. Osswald

 

Aufenthalte an der RWTH Aachen

1987 bis 1989, im Rahmen einer Humboldt-Förderung
Informationen über unseren Alumnus Professor Dr. Tim Osswald absolvierte sein Bachelor- und Masterstudium an der South Dakota School of Mines and Technology. Er promovierte im Bereich Kunststoffverarbeitung an der University of Illinois in Urbana-Champaign und  erlangte 1987 den Doktorgrad. In den Jahren 1987 bis 1989 forschte er als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung am Institut für Kunststoff-verarbeitung, kurz IKV, an der RWTH Aachen und ist seitdem regelmäßig für Forschungsaufenthalte und Lehrveranstaltungen in Deutschland. Professor Osswald erhielt 2001 den VDI-K Dr.-Richard-Escales-Prize und war einer der Gründer der Beratergruppe The Madison Group. Außerdem ist er Herausgeber der Zeitschrift "Kunststofftechnik / Journal of Plastics Technology" und wissenschaftlicher Redakteur des "Journal of Polymer Engineering". Aktuell lehrt er am Department of Mechanical Engineering und ist Direktor des Polymer Engineering Center an der University of Wisconsin-Madison. Er hält seit 2006 zudem eine Honorarprofessur am Lehrstuhl für Kunststofftechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg.

 

 

Interview

Tim A. Osswald © Jeff Miller

Es war eine sehr schöne Zeit

So erinnert sich Tim Osswald angesprochen auf seine zweieinhalb Jahre in Aachen. Der Professor an der US-amerikanischen University of Wisconsin-Madison kam im Frühjahr 1987 zusammen mit seiner späteren Ehefrau nach Aachen und begann am Institut für Kunststoffverarbeitung, kurz IKV, der RWTH Aachen seinen mehrjährigen Forschungsaufenthalt. Möglich machte dies ein Stipendium der Alexander von Humboldt Stiftung und die finanzielle Unterstützung durch das Institut. Das IKV hatte sich zu jener Zeit schon zu einem der namhaftesten Forschungsinstitute in der Kunststoffbranche in Europa entwickelt, so dass die Wahl der Universität in Deutschland für Osswald klar war. Großen Anteil an dieser Entwicklung hatte der damalige Institutsleiter Prof. Dr.-Ing. Georg Menges, ein Pionier der Kunststofftechnik. Der emeritierte Wissenschaftler ist, wie Osswald anmerkt,  in Deutschland auch als „Kunststoffpapst“ bekannt und wurde 2006 für sein Lebenswerk in die „Plastics Hall of Fame“ aufgenommen. Das ist eine der höchsten Auszeichnungen, die man in der Kunststoffbranche erhalten kann.

Mittlerweile ist Osswald selbst ein etablierter und prämierter Wissenschaftler auf seinem Fachgebiet der Kunststoffverarbeitung. Er hält die Kuo K. and Cindy F. Wang Professur an der University of Wisconsin-Madison und ist dort auch Direktor am Polymer Engineering Center. In seinem Forschungsgebiet, bei dem es  um die Manufaktur und Verarbeitung von Kunststoffteilen geht, liegt sein Schwerpunkt in der Computersimulation von Prozessen der Verarbeitung. Sehr hilfreich ist hier die gute Zusammenarbeit und Kooperation mit Forschungseinrichtungen in Deutschland, weil, wie er sagt, „viele technische Innovationen von dort kommen und eingebracht werden“.  Auch in seiner Lehre behandelt er hauptsächlich das Thema Simulationen zu Kunststoffverarbeitungsprozessen. Neben Forschung und Lehre an seiner Hochschule in den USA ist er außerdem Herausgeber und Redakteur von zwei wissenschaftlichen Fachjournalen und derzeitiger Honorarprofessor an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Wissenschaftliches Netzwerken

Im Herbst 2012 besuchte der RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg die USA und hielt unter anderem auch an Osswalds Hochschule einen Vortrag über die RWTH in der Exzellenzinitiative. Die beiden Wissenschaftler sind alte Bekannte und kennen sich schon seit Osswalds Forschungsaufenthalt in Aachen.  „Meine erste Kontaktperson damals im `Bunker´ des IKV war Ernst Schmachtenberg, der damals Abteilungsleiter am IKV war “, erklärt Osswald. Aus der späteren Zusammenarbeit an der Universität Erlangen-Nürnberg, wo auch Professor Schmachtenberg für lange Zeit tätig war, entwickelte sich eine kollegiale Freundschaft. „Persönliche Kontakte wie diese“, so betont Osswald, „sind es auch, die die gute Zusammenarbeit des IKV mit meinem Fachbereich an der University of Madison erklären“. Ausgehend von seinem Aufenthalt in Aachen als junger Postdoktorand, seiner Honorarprofessur in Deutschland  und seiner Mitgliedschaft im Wissenschaftlichen Arbeitskreis der Universitätsprofessoren der Kunststofftechnik hat Osswald viele Kontakte zu Wissenschaftlern deutschlandweit knüpfen können, die an den verschiedenen Lehrstühlen für Kunststoffverarbeitung tätig sind. „Das ist für mich gelungenes fachliches Netzwerken“, so Osswald, „und daraus  entwickeln sich dann gemeinsame Forschungsprojekte, erfolgreicher wissenschaftlicher Austausch zwischen verschiedenen Hochschulen und eine verstärke Mobilität von Dozenten und Studierenden“.

Es sind die jungen Nachwuchskräfte, die davon insbesondere profitieren. Viele Doktoranden und Forschungsassistenten Osswalds machen vom guten Kontakt ihres Professors zum IKV regen Gebrauch. Vier promovieren derzeit an der RWTH Aachen. Im Gegenzug betreut Osswald pro Jahr zwei bis drei Nachwuchswissenschaftler des IKV, die einen durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst, kurz DAAD, geförderten Forschungsaufenthalt in Madison absolvieren. Über einen Zeitraum von vier bis fünf Jahren sind so ein gutes Dutzend an talentierten jungen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an diesem deutsch-amerikanischen Forschungsaustausch beteiligt gewesen.  Viele von ihnen führen ihre wissenschaftliche Karriere mittlerweile erfolgreich an anderen Hochschulen weiter.

Man spricht Deutsch

Mit vielen Professoren in Madison, darunter auch Osswald, kann sich RWTH-Rektor Schmachtenberg bei seinem Besuch auf Deutsch unterhalten. „Viele meiner Kollegen hier haben Deutschland-Erfahrung“,  erklärt Osswald, „ der englische Rektor meiner Hochschule zum Beispiel war vor gut 45 Jahren für ein Forschungsprojekt in Aachen, ein anderer hat an der RWTH vor etwa 35 Jahren sein Diplom gemacht“. Dies ist sicherlich auch mit einer der Gründe warum in den ingenieurwissen-schaftlichen Fachbereichen aller größeren US-Hochschulen der Name RWTH Aachen University nicht unbekannt ist.

Tim Osswald selbst hat deutsche Vorfahren und ist in Südamerika mit den Sprachen Deutsch und Spanisch aufgewachsen. Dies kommt ihm, der auch Publikationen und Arbeiten in Deutsch veröffentlich und Vorlesungen in Deutschland hält, sehr zu gute. „Ich wäre auch gerne für eine Professur hier in Deutschland geblieben oder zurückgekehrt, aber das stellte sich letztendlich doch als zu aufwendig für meine Familie heraus“. Trotzdem ist ein Besuch in der Karlsstadt in 2013 auf jeden Fall festeingeplant. Dann feiert das Ehepaar Osswald mit Freunden und alten Weggefährten Silberhochzeit. Geheiratet wurde nämlich vor 25 Jahren hier im Aachener Rathaus.