Carbon für den Marienturm

06.01.2015

Das Institut für Massivbau der RWTH hat die Fenster des Marienturms am Aachener Rathaus mit Textilbeton auf Carbonbasis restauriert und konnte zugleich die strengen Auflagen der Denkmalpflege einhalten.

  Sergeij Rempel Urheberrecht: © Institut f³r Massivbau

Der Marienturm wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Beim Wiederaufbau entstanden an der Westseite 19 unterschiedliche, dem alten Bruchsteinmauerwerk nachempfundene Glasbetonfenster. Dem damaligen technischen Standard gemäß wurden die Glasdallen in Beton eingebettet, die Zwischenräume mit stahlbewehrtem Beton gefüllt und mit einem einfassenden Stahlrahmen am Mauerwerk befestigt.

Mit Blick auf das Karlsjahr 2014 sollten diese durch Korrosion sehr in Mitleidenschaft gezogenen Fenster saniert werden. Voraussetzung war allerdings, dass das äußere Erscheinungsbild nicht verändert wird. „Nachdem wir die Fenster ausgebaut und in unsere Werkstatt gebracht hatten, haben wir alle Glasdallen durchnummeriert“, sagt Dipl.-Ing. Sergej Rempel, Wissenschaftler vom RWTH-Institut für Massivbau. „So konnten wir diese später wieder originalgetreu einsetzen.“

In der Folge trennten die Mitarbeiter das Glas vorsichtig von den ausgebauten Fenstern und befreiten es von altem Beton. Um den heutigen statischen Anforderungen zur Windbelastung gerecht zu werden, ohne dabei die Dicke der Betonschicht zu erhöhen, griffen sie auf ein epoxidharzgetränktes Carbontextil zurück. „Dieses kann die Prüflast bis zu einem Bruchmoment von 2,5 Kilonewtonmeter pro Meter steigern“, erläutert Rempel. „Das entspricht einer Windbelastung von rund 14 Kilonewton pro Quadratmeter.“ Im Vergleich dazu beträgt die Einwirkung maximal zwei Kilonewton pro Quadratmeter. Damit konnte gezeigt werden, dass die Tragfähigkeit der Fenster bestens ausreicht.

Nach Abschluss dieser Arbeiten wurden alle Fenster milimetergenau in die alten Maueröffnungen eingepasst und verfugt.

Redaktion: Presse und Öffentlichkeitsarbeit