Chancen und Herausforderungen von Wissenschaftskarrieren
Die Personalentwicklung des akademischen Nachwuchses stand nun im Fokus des Symposiums „Perspektiven schaffen – Die Zukunft für den wissenschaftlichen Nachwuchs“. Welche Chancen sowohl die Hochschule als auch die Wirtschaft für die Promovierenden und Promovierten bieten, wurde von Expertinnen und Experten in Vorträgen und Podiumsdiskussionen erörtert.
Etwa 150 Vertreterinnen und Vertreter von Hochschulleitungen, Personalentwicklerinnen und -entwicklern sowie Gleichstellungsakteurinnen und -akteuren kamen auf Einladung von Professorin Doris Klee, Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs der RWTH Aachen, aus ganz Deutschland nach Aachen. Organisiert wurde das Symposium von der Abteilung 4.3 – Karriereentwicklung sowie von der Stabsstelle Integration Team – Human Resources, Gender and Diversity Management, IGaD.
Ideale Rahmenbedingungen für Karrieren
Ihren Impulsvortrag eröffnete Professorin Klee mit einer Übersicht über die verschiedenen Karriereverläufe für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Universität. Dabei stellte sie heraus, dass die Erneuerungsrate bei Professuren bei nur vier Prozent liegt und damit das Ziel Professur nicht gleichermaßen von allen erreicht werden kann. Die RWTH entwickelt daher neue Karrierewege, zum Beispiel den des Science Managers und des Lecturers. Ziel ist die Begleitung und Unterstützung der Karrierewege neben und unterhalb der Professur aber auch aus dem Wissenschaftsbetrieb heraus mit geeigneten Qualifizierungsmaßnahmen.
Professorin Claudia Peus stellte in ihrem Fachvortrag Forschungsergebnisse der Führungskräfteentwicklung an Hochschulen vor und plädierte für klare Perspektiven und Vereinbarungen in der Mitarbeiterführung. Hier müssten die Stärken der Einzelnen berücksichtigt werden, um zu besten Leistungen zu kommen. Im Dialog mit Manfred Nettekoven, Kanzler der RWTH, und Professorin Peus, Professor Horst Hippler, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz und Professor Jeffrey Peck, Europadirektor der AKA Strategy und ehemaliger Dekan des Baruch College in New York, wurden Unterschiede im deutschen und amerikanischen Wissenschaftssystem beleuchtet und die Übertragbarkeit erfolgreicher Ansätze zur Karrieregestaltung in der Wissenschaft kritisch diskutiert.
Frauen an die Spitze – was können Wissenschaft und Wirtschaft beitragen?
So lautete die Frage zu Beginn des zweiten Symposiumstages. Professorin Gabriele Griffin, University Uppsala in Schweden, stellte Impulse aus dem EU-Projekt Festa vor. FESTA steht für Female Empowerment in Science and Technology Academia und hat zum Ziel, den Wandel zu einer gendergerechten Organisationskultur an Universitäten aktiv zu begleiten. Die Projektleitung liegt an der RWTH bei der Stabsstelle IGAD.
Erweitert wurde diese Perspektive von Esther Berg vom Lehrstuhl Gender and Diversity in den Ingenieurwissenschaften der RWTH mit einem Bericht zu Forschungsergebnissen eines Projektes zu Wissenschaftskarrieren. Kurze Impulse von Dr. Stephanie Dittmer, Helmholtz-Gesellschaft, Dr. Georg Barzel, berufundfamilie gGmbH, und Marc Althoff, P3 Group, beschrieben ein vielschichtiges Bild der Gestaltung chancen- und diversitygerechter Karrieren. In einer moderierten Diskussion stimmten alle darin überein, dass eine gender- und chancengerechte Entwicklung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf allen Ebenen erstrebenswert ist, zeigten aber auch Handlungsfelder und Schwierigkeiten auf.
Optimale Karriereverläufe
Inspiriert durch die Vorträge von Dr. Christian Burk vom Institut für Psychologie der RWTH zur Forschung über Karriereentscheidungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und von Christoph Welz, Porsche AG, zu Chancengleichheit in der Wirtschaft, ging es in einer anschließenden Podiumsdiskussion um die Optimierung von Karriereverläufen. Dass sich selbst hochverdiente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nicht immer sicher waren in ihren Entscheidungen, gaben unumwunden alle Teilnehmenden zu. So auch der Rektor der RWTH, Professor Ernst Schmachtenberg. Doch der Wille, die Leidenschaft für das eigene Thema und das Ziel der nächsten Karrierestufe vor Augen habe allen geholfen. Ebenso wie günstige Konstellationen und sich immer wieder neueröffnende Möglichkeiten, wie Professorin Christine Roll, Historikerin und Dekanin der Philosophischen Fakultät, mit Beispielen aus ihrer Karriere belegen konnte. Für die Professoren Lutz Eckstein und Armin Schnettler sowie für Dr. Christian Burk gehörte ein Exkurs in die Industrie zu ihren Lebensläufen, was maßgeblichen Einfluss auf ihre Karrieren hatte und noch immer hat.
Das Symposium Personalentwicklung fand in diesem Jahr zum zweiten Mal statt und erfreut sich steigender Beliebtheit und einem großen Interesse in der Fachwelt. Fazit in diesem Jahr: Karriereverläufe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind vielschichtig und müssen nicht zwangsläufig in eine Professur münden. Aktive Gestaltung und Unterstützung verschiedener Karrieren sind die Aufgaben der Personalentwicklung an Hochschulen und bergen in Abhängigkeit der Historie und der Rahmenbedingungen im deutschen Wissenschaftssystem große Herausforderungen.