RWTH Aachen entwickelt Systeme für die vollautomatisierte Schifffahrt
Im Projekt „Galileo nautic“ forschen Hochschulen an autonomen und miteinander kooperierenden Schiffen.
Autonome Systeme sind das Zukunftsthema im Bereich der weltweiten Mobilität. Forscherinnen und Forscher unter Leitung der RWTH Aachen entwickeln jetzt Systeme für die vollautomatisierte Schifffahrt. „Eigenständig agierende und miteinander kooperierende Systeme, die Ressourcen bei gleichzeitig erhöhter Sicherheit effektiv ausnutzen, sind wesentlich für die Steigerung von Mobilität“, erläutert Diplom-Ingenieur René Zweigel, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Regelungstechnik und Projektleiter für das im Juli 2016 gestartete Verbundprojekt „Galileo nautic“. Wissenschaftler von fünf Hochschulen entwickeln in dem auf zwei Jahre angelegten und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie mit einem Gesamtvolumen von 1,6 Millionen Euro geförderten Projekt Systeme für den maritimen Bereich. Die Forscher greifen dabei auf das europäische Satellitennavigationssystem „Galileo“ zurück, das die hohe Genauigkeit und zuverlässige Positionierung und Navigation ermöglichen soll.
Effizienter werden, Unfälle vermeiden
„Überall, wo viele Schiffe aufeinandertreffen und es schnell gehen muss, zum Beispiel in Häfen oder engen Wasserstraßen, können diese satellitengestützten Systeme zum Einsatz kommen“, sagt Zweigel. Mit vollautomatisierten Schiffen könnte die Schifffahrt sicherer und effizienter werden, so der Experte: „Die Zahl der Unfälle steigt stetig, die meisten sind auf menschliches Versagen zurückzuführen und wären durch Eingriffe in den Entscheidungsprozess vermeidbar.“ In der ersten Phase soll ein autonomer, vernetzter Prototyp eines Schiffsmodells geschaffen werden. In einer möglichen zweiten Phase soll das Projekt von den unbemannten Wasserfahrzeugen auf reale, große Schiffe übertragen werden.
Die RWTH Aachen, deren Forschungsanteil 260.000 Euro beträgt, arbeitet in diesem Verbundvorhaben mit der Universität Bremen, der Universität Rostock, der Hochschule Wismar und dem IT-Unternehmen SCISYS zusammen.
„Galileo nautic“ ist eine Ergänzung der bisherigen Forschungsfelder des Instituts für Regelungstechnik in dem Gebiet. Die RWTH ist noch an weiteren Programmen mit dem europäischen Satellitensystem beteiligt: so an „Galileo above“, dem unter Leitung der RWTH errichteten Testgebiet „railGATE“ für die Zugfahrt im Prüf- und Validierungscenter Wegberg-Wildenrath der Siemens AG. Weiterhin an dem Testgebiet „automotiveGATE“ auf dem Gelände des Aldenhoven Testing Centers in Aldenhoven-Siersdorf. Im Projekt „Galileo Online: GO!“ entwickelt die RWTH mit fünf weiteren Partnern einen Empfänger für Züge, der nach einer Signalunterbrechung sofort wieder die Position und nützliche Zusatzinformationen wie Wartungsdaten des Zuges weiterleiten kann. Europas Satellitennavigationssystem Galileo soll im Jahr 2020 komplett einsatzbereit sein.
Das Institut für Regelungstechnik der RWTH Aachen
Das Institut für Regelungstechnik an der RWTH Aachen besitzt eine lange Tradition. Es wurde 1957 durch Professor Otto Schäfer gegründet. Professor Dirk Abel ist seit 2001 Institutsleiter. Forschungsschwerpunkte am IRT bilden Verfahren der prädiktiven und robusten Regelung, der Modellierung von Regelungssystemen und der Automatisierung von autonom agierenden Fahrzeugen und Prozessanlagen. Das IRT wendet modernste regelungstechnische Ansätze in den Bereichen Energietechnik, Automobiltechnik, Verbrennungstechnik, Medizintechnik, Industrietechnik und satellitengestützter Navigation praxisnah an.
Redaktion: Presse und Kommunikation