Ethik ist eine Chance für die Forschung

13.07.2016

RWTH-Symposium gibt Anstoß für die Stärkung des Verantwortungsbewusstseins in der Wissenschaft.

 

Ein Symposium zum Thema „Verantwortungsbewusste Forschung und Innovation“ war jetzt Auftakt zu einer Diskussion in allen Disziplinen der RWTH. Eingeladen wurde von Professorin Doris Klee als Prorektorin für Personal und wissenschaftlichen Nachwuchs und Christine Roll, Dekanin der Philosophischen Fakultät. Als bereits ausgewiesener RWTH-Experte in diesem Bereich referierte Professor Dominik Groß – Inhaber des Lehrstuhls für Geschichte und Ethik der Medizin – über Risiken und Nebenwirkungen von Ethik in der Medizin. Er erörterte ethische Fragestellungen zu Beginn und am Ende des Lebens, er berichtete über wunscherfüllende Medizin, Medizintechnik und e-Health. Seine Kollegin Eve-Marie Engels vom Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften der Universität Tübingen leitete die Entstehung der Bioethik aus der philosophischen Anthropologie ab. Sie gab Beispiele für fortgesetzte Grenzverschiebungen und -überschreitungen im Zuge der stetigen Weiterentwicklung von Technik.

RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven moderierte die Podiumsdiskussion – hier ging es um die Verantwortung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Handeln und auch im Nichtstun. Zudem wurde über das brisante Spannungsfeld zwischen Dürfen und Sollen sowie über den Auftrag der Wissenschaft zur Kommunikation mit Öffentlichkeit und Gesellschaft debattiert.

Fünf neue Professuren in der Philosophischen Fakultät

Professorin Roll gab Ausblick auf das Zentrum für interdisziplinäre Wissenschafts- und Technikforschung, das die Philosophische Fakultät der RWTH derzeit aufbaut. Es wird fünf neue Professuren – unter anderem zu Technikphilosophie, Technik- und Umweltethik – umfassen. „Damit sichern wir eine neue, strukturierte Basis für die Zusammenarbeit der Geisteswissenschaften mit anderen Disziplinen“, betonte die Dekanin. Der nötige Bewusstseinswandel für mehr Verantwortung in der Wissenschaft könne aus ihrer Sicht gelingen, wenn ethische Fragen selbstverständlich mitgedacht würden. Die Politologin Maike Weißpflug plädierte dafür, Ethik und Verantwortung in der Wissenschaft nicht nur als Begrenzung und moralischen Zeigefinger zu begreifen. Diese böten vielmehr die Chance, inhaltliche Beiträge zu leisten und Forschungsideen zu generieren.

Die angestoßene Diskussion will Prorektorin Klee künftig in alle Disziplinen der Hochschule tragen. Das Thema „Verantwortungsbewusste Forschung und Innovation“ soll im Center for Doctoral Studies verankert werden. Die bereits von der Medizinethik geleistete Pionierarbeit könne dabei wertvolle Impulse für Lehre, Aus- und Weiterbildung geben. Der Exploratory Research Space, ERS, als Bestandteil der Exzellenzinitiative der RWTH werde die Einbindung von Ethik als zusätzliche Dimension interdisziplinärer Forschung unterstützen.