Graduiertenfest der RWTH mit 5.000 Gästen
Im Aachener Dressurstadion erlebten die Absolventinnen und Absolventen einen fröhlichen Abschied von ihrer Alma Mater.
Bei Sonnenschein und zu den bombastischen Klängen der Koninklijke Philharmonie Bocholtz zogen die Graduierten der neun Fakultäten ins vollbesetzte Stadion in der Aachener Soers. Unter den 1.200 Frauen und Männern befanden sich auch 300 Personen, die für besondere Leistungen ausgezeichnet wurden – zu erkennen an den orangefarbenen Quasten ihrer Hüte. Von den Rängen applaudierten Eltern, Angehörige, Freunde sowie Professorinnen und Professoren und Mitarbeitende der RWTH Aachen.
„Ein Abschluss an der RWTH ist schwierig und anspruchsvoll“, betonte Professor Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH. „Deswegen ist das Fest ein ‚Tag der Befreiung‘, nicht nur für die Graduierten sondern auch für die Eltern.“ Professor Schmachtenberg stand in der Funktion als Rektor der RWTH zum letzten Mal auf der Bühne des Graduiertenfestes – seine Amtszeit endet im August 2018. Im Gespräch mit dem Aachener Oberbürgermeister Marcel Philipp lobte der Rektor die enge Zusammenarbeit, vor allem die Anstrengung der Stadt, die Wohnsituation für die wachsende Zahl der Studierenden zu verbessern.
Philipp äußerte den Wunsch, dass möglichst viele Absolventinnen und Absolventen in der Region bleiben. Es gebe nicht nur die bekannten großen Firmen, sondern eine ganze Reihe „hidden champions“, die junge Leute motivieren könnten, in Aachen zu bleiben. Zu den weiteren Gratulanten zählte RWTH-Kanzler Manfred Nettekoven, der gemeinsam mit Prorektor Malte Brettel den Einzug der Graduierten moderierte. Auch AStA-Vorsitzender Justus Schwarzott wünschte den Absolventinnen und Absolventen Glück.
Ingenieurpreisträger wendet sich an akademischen Nachwuchs
Erfahrungen aus seiner langen beruflichen Karriere gab der diesjährige Aachener Ingenieurpreisträger Manfred Weck in seiner Festrede an die Graduierten weiter. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der emeritierte Professor seine Keynote Speech nicht selber halten – dies übernahm sein Nachfolger im Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH, Professor Christian Brecher. 36 Jahre widmete sich Weck dem Thema Werkzeugmaschinen in Forschung und Lehre, lange Zeit auch als Professor am WZL. Er habe in seiner Laufbahn sehr viele technische Veränderungen erlebt, bis hin zur Automatisierung, ließ er das Publikum wissen. Diese seien aber „nichts gegenüber dem, was auf Sie in Ihrer beruflich aktiven Zeit zukommen wird. Darauf müssen Sie sich früh genug einstellen“. Es sei nur noch eine Frage der Zeit, bis man über Rechner oder Maschinen verfüge, die der Intelligenz der Menschen sehr nahekämen. Dies werde die Berufswelt „total auf den Kopf stellen“ und neue Arbeitsplätze hervorbringen, die ein hohes Ausbildungsniveau wie das der Absolventinnen und Absolventen voraussetze. Durch die Ausbildung an der RWTH seien sie auf dem aktuellen Stand der Technik und des Wissens. Weck riet den Graduierten dennoch zu lebenslangem Lernen.
Trotz dieser guten Basis fehle es noch an Wissen oder Können, bestimmte Positionen im Beruf einzunehmen. „Bleiben Sie authentisch und scheuen Sie sich nicht, das offen zuzugeben mit der klaren Ansage, die Lücken zu schließen“, so Wecks Appell an den akademischen Nachwuchs. Wer irgendwann Leitungsfunktionen übernehme, brauche Wissen in Management, Planung und Betriebswirtschaft. Und besonders wichtig sei die Mitarbeiterführung. „Eine Grundregel gilt immer: Behandeln Sie Ihre Mitarbeiter stets so, wie Sie auch selbst behandelt werden möchten.“
Heiteres Rahmenprogramm
Zum heiteren Rahmenprogramm des Graduiertenfestes gehörte der Auftritt der RWTH-Studenten Florian Schreiber und Eric Jansen, die wortgewaltig, schelmisch und geistreich das Studentenleben an den einzelnen Fakultäten und in Aachen skizzierten. Der von Trommelklängen begleitete geheimnisvolle Löwentanz des vietnamesischen Vereins Viet Vo Dao stand symbolhaft für die internationale Ausrichtung der RWTH und brachte einen ganz eigenen Glamour in die Veranstaltung. Lebensfreude pur drückte die Rock’n’Roll-Tanzgruppe „Rock-la-Chapelle“ ebenso aus wie ein Film, der als liebevolle Hommage an die Alma Mater und ihr vielfältiges Umfeld gedacht war. Das Aufwerfen der 1.200 Hüte setzte den optisch spektakulären Schlusspunkt unter eine heitere Abschlussveranstaltung bei schönstem Spätsommerwetter.