Ist die Natur natürlich?
DFG-Forschergruppe zur Teilchenphysik veranstaltet Workshop vom 28. Februar bis 2. März 2018 an der RWTH Aachen.
Naturgesetze sollen „natürlich“ sein. Diese scheinbar triviale Forderung sorgt derzeit für Kopfzerbrechen. Grund ist, dass die Theorie des Higgs-Teilchens, dessen Entdeckung am Large Hadron Collider, LHC, des CERN im Jahre 2012 gefeiert wurde, innerhalb der Teilchenphysik als höchst „unnatürlich“ angesehen wird.
„Das Teilchen ist einfach zu leicht“, analysiert Professor Robert Harlander vom Lehr- und Forschungsgebiet Theoretische Teilchenphysik der RWTH. Er ergänzt: „Sollte die Natur keine weiteren, bislang unentdeckten Teilchen in petto haben, dann würde man erwarten, dass das Higgs-Teilchen eine Million Millionen Millionen – eine eins mit 18 Nullen – mal schwerer ist, als tatsächlich gemessen. Es gibt eigentlich nur drei Möglichkeiten: Entweder existieren noch weitere Teilchen, die wir am LHC entdecken können, oder die Physikerinnen und Physiker haben eine falsche Vorstellung davon, was „natürlich“ ist. Oder wir müssen unser Verständnis der Naturgesetze grundlegend überdenken.“
Forschungsgruppe mit 2,5 Millionen Euro gefördert
Der Aachener Physiker arbeitet in der Forschungsgruppe „The Epistemology of the Large Hadron Collider”. Diese wird seit 2016 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG, und dem österreichischen Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung, FWF, mit rund 2,5 Millionen Euro gefördert.
Mehr als 20 internationale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den Bereichen Physik, Philosophie, Wissenschaftsgeschichte und -soziologie diskutieren hier das Verständnis der wissenschaftlichen Erkenntnis in der Teilchenphysik. Professor Gregor Schiemann vom Interdisziplinären Zentrum für Wissenschafts- und Technikforschung der Bergischen Universität Wuppertal ist Sprecher der Forschergruppe. „Dem Dialog zwischen Physik und Philosophie ist lange Zeit nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt worden. Mit unserer interdisziplinären Kooperation wirken wir hier erfolgreich entgegen,“ sagt Schiemann.
Die DFG-Forschergruppe veranstaltet vom 28. Februar bis zum 2. März 2018 an der RWTH einen Workshop zum Thema „Natürlichkeit“. Erwartet werden rund 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich über die gegenwärtige Situation der Teilchenphysik im Allgemeinen und die spezielle Rolle des Higgs-Teilchens austauschen.
Redaktion: Presse und Kommunikation