Dawei Wang im Gespräch

  Portraitaufnahme von Dawei Wang © Dawei Wang

Über Dawei Wang

Dawei Wang studierte von 1999 bis 2003 Bauingenieurwesen an der Universität Tsinghua in Beijing, China. Im Anschluss an das Grundstudium in China absolvierte er von 2004 bis 2007 seinen Diplom-Ingenieur des Bauingenieurwesens mit der Vertiefungsrichtung „Verkehrswesen und Raumplanung" an der RWTH Aachen. Aufgrund seines Studiums in Deutschland kam Dawei Wang früh mit verschiedenen Kulturen und Sprachen in Kontakt.

Seit 2008 ist Dawei Wang am Lehrstuhl und Institut für Straßenwesen, kurz ISAC, der RWTH Aachen als wissenschaftlicher Mitarbeiter angestellt. Während seiner Promotion beschäftigte er sich mit dem Polierverhalten der im Straßenbau verwendeten Mineralstoffe und dem Griffigkeitsverhalten der Straßenoberfläche.

Nach Abschluss seiner Promotion im Jahr 2011 leitete Dawei Wang die Forschungsgruppe „Charakterisierung und Modellierung von Straßenbaustoffen” des Instituts für Straßenwesen der RWTH Aachen. Im Jahr 2016 wurde er zum Vertretungsprofessor und Leiter des Instituts für Straßenwesen der Universität Siegen ernannt.

Im Anschluss an seine Habilitation im Jahr 2017 wurde Dawei Wang zum Professor of Harbin Institute of Technology, China, berufen.

 

Woran forschen Sie zurzeit und in welchem Kontext ist Ihre Forschung von Bedeutung?

Straßenverkehrsinfrastrukturen sind eine wesentliche Voraussetzung und ein zentraler Bestandteil einer wettbewerbsfähigen und erfolgreichen Industriegesellschaft. Mein Forschungsgebiet umfasst daher die Optimierung der Straßenbefestigungen und Straßenbaumaterialien. Meine Forschungsergebnisse tragen dazu bei, die Straßenverkehrsinfrastrukturen langlebig, sicher und effizient zu bauen.

Was hat zu Ihrem Aufenthalt an der Tsinghua University geführt?

Ich habe an der Tsinghua Universität von 1999 bis 2003 Bauingenieurwesen studiert und den Kontakt zur Universität stets beibehalten. 2015 ist eine Delegation der RWTH Aachen zum Besuch und Austausch zur Tsinghua Universität gefahren. Unter anderem gehörten ihr – neben mir selbst – Professor Ernst Schmachtenberg, Rektor der RWTH, Professor Dirk Vallée, damaliger Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, und Professor Markus Oeser, Dekan der Fakultät für Bauingenieurwesen, an. Dieser Besuch hat zu einer engen Partnerschaft und einem regen Austausch der Universitäten geführt, in dem Studierende und Forschende die Möglichkeit haben, einen Forschungsaufenthalt an der jeweils anderen Universität wahrzunehmen. Diese Kooperation war Grundlage meines Forschungsaufenthaltes an der Tsinghua Universität.

Was haben Sie während des Forschungsaufenthaltes genau gemacht und welche sind die wichtigsten greifbaren Resultate Ihres Forschungsaufenthalts?

Während meines Aufenthaltes habe ich zum einen die Vorlesungsreihe „Bautechnik von Verkehrsanlagen“ gehalten. Diese Vorlesung, deren Inhalte am Lehrangebot des ISACs angelehnt ist, beinhaltet unter anderem Themen wie die Straßenbaustoffe – Gestein, Zement, Bitumen et cetera – den Untergrund, Schotter- und Kiestragschicht, Asphaltschichten und Betondecke, sowie Lärm und Luftschadstoffe im Straßenwesen. Des Weiteren referierte ich über Bundesautobahnen in Deutschland und gab meine Erfahrungen zu Studium und Promotion in Aachen weiter.

Ein weiterer Inhalt meines Forschungsaufenthaltes war der Aufbau der Sion-German-Forschungsgruppe, bestehend aus Mitgliedern der Tsinghua University und der RWTH Aachen. Diese soll Grundlagenforschung mit dem Schwerpunkt der numerischen Simulation von hochbelasteten Straßen- und Flugbetriebsflächen sowie von mechanisch und thermisch beanspruchten Fahrbahnbefestigungen betreiben. Mit den zu erwartenden Forschungsergebnissen kann die Dauerhaftigkeit von Straßenbefestigungen und Straßenbaumaterialien optimiert werden.

Wie sehen Ihre Pläne für die weitere Zusammenarbeit aus?

Wie schon nach meinem ersten Aufenthalt an der Tsinghua University im Jahr 2015 bin ich nach wie vor bestrebt, die Zusammenarbeit der Universitäten weiter auszubauen, um den Austausch von Forschenden und Studierenden zu intensivieren. Dazu gehörten gemeinsame Veröffentlichungen, Veranstaltungen, Austauschprogramme und Projekte.

Gibt es Ihrer Meinung nach etwas, das man an deutschen Universitäten von Hochschulen in China lernen kann und umgekehrt?

Prinzipiell ist ein bilateraler Austausch für beide Hochschulen fruchtbar. Deutsche Studenten kennen China oftmals nur durch Medien wie TV und Internet. Das wissenschaftliche Niveau und die Entwicklung, die China in den letzten 30 Jahren vollzogen hat, sind damit weitestgehend unbekannt. Dabei gibt es in China hohe Investitionen im Bereich Infrastruktur, Hochgeschwindigkeitsbahnen, Flughäfen und Autobahnen, die mit hohem Tempo umgesetzt werden. Chinesische Studenten sind mit den akademischen Perspektiven in Deutschland theoretisch vertraut, deren praktische Umsetzung ergibt zusätzliche Impulse.

Können Sie für diesen Aufenthalt ein Highlight, ein Erlebnis oder einen Moment nennen, der Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ein persönliches Highlight für mich war das Interesse der chinesischen Studierenden an Deutschland. Mir wurden nach meinen Vorträgen viele Fragen zur deutschen Kultur, zum Fußball, dem deutschen Bier, der Autoindustrie et cetera gestellt. Viele würden gerne im Rahmen eines Austauschprogrammes Deutschland und die RWTH kennenlernen. Jedoch besteht bei vielen Studierenden die Sorge, aufgrund von Sprachbarrieren dem Aufenthalt nicht gewachsen zu sein. Daher ist es mir sehr wichtig, den interkulturellen Austausch zu fördern.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bedanken, dass mein Forschungsaufenthalt durch die Förderung der strategischen Partnerschaft zwischen der Tsinghua Universität und der RWTH Aachen ermöglicht wurde.