Mikrobiologin Emmanuelle Charpentier erhält den Aachener Ingenieurpreis
Professorin Emmanuelle Charpentier steht für eine der bahnbrechendsten wissenschaftlichen Entdeckungen der jüngeren Vergangenheit.
Als Miterfinderin der Gen-Schere CRISPR-Cas9 (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) hat sie ein genetisches Werkzeug entwickelt, welches unter anderem die Behandlung von genetischen Defekten und schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs greifbar macht. Die französische Mikrobiologin hat eine biochemische Methode beschrieben, um die DNA gezielt zu schneiden und zu verändern: Genome Editing. Diese Methode verändert die Lebenswissenschaften von Grund auf, da sie im Gegensatz zu anderen Ansätzen günstiger, schneller und einfacher ist.
Am Freitag, 7. September 2018, wird Professor Emmanuelle Charpentier in einem festlichen Akt der RWTH und der Stadt Aachen im dortigen Rathaus dafür mit dem Aachener Ingenieurpreis ausgezeichnet. Am Samstag, 8. September 2018, wird sie dann die Keynote Speech beim Graduiertenfest der Hochschule halten – vor rund 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Dressurstadion in der Soers.
„Mit der Entschlüsselung des Genoms und der Methoden, genetische Sequenzen zu kopieren und zu modifizieren, sind nicht nur wesentliche Erkenntnisse im Fach Biologie gewonnen worden, sondern es eröffnet sich auch die Möglichkeit, zur Gestaltung von Leben beizutragen. Damit schlägt die Biotechnologie eine Brücke zu den Ingenieurwissenschaften und entwickelt sich zu einer der zukunftsweisenden Wissenschaftsdisziplinen“, erklärt der Rektor der RWTH Aachen, Professor Ernst Schmachtenberg. „Frau Professorin Emmanuelle Charpentier steht für die Entwicklung der CRISPR-Cas9-Technologie und damit für eine große Veränderung, deren Ausmaße noch nicht allumfassend zu erkennen sind. Wir ehren sie, weil sie mit ihrer bahnbrechenden Forschung in die Zukunft verweist und weil sie das Tor für die Bio-Ingenieurwissenschaften weit aufgestoßen hat“, führt er weiter aus.
In ihrer Forschung werden naturwissenschaftliche Erkenntnisse auch im ingenieurwissenschaftlichen Sinne angewandt. „Die Entscheidung, Professorin Charpentier mit dem Aachener Ingenieurpreis auszuzeichnen, ist damit auch ein Signal, dass das interdisziplinäre Zusammenwirken von verschiedenen Fachbereichen ein selbstverständlicher Bestandteil unserer Ingenieurtätigkeit und der Ingenieurwissenschaften ist“, betont der Vorsitzende des Beirats des Aachener Ingenieurpreises, der Präsident des Vereins Deutscher Ingenieure - VDI, Professor Udo Ungeheuer. Ihre Arbeit als Genetikerin habe dabei durchaus auch den Charakter der Ingenieurskunst. „Mikrobiologen sind Ingenieure mit genetischen Werkzeugen“, sagt Charpentier.
Beitrag zur positiven Wahrnehmung des Ingenieurwesens
Der Aachener Ingenieurpreis ist eine gemeinschaftliche Auszeichnung der RWTH und der Stadt Aachen – mit freundlicher Unterstützung des Vereins Deutscher Ingenieure VDI als Preisstifter. Jährlich ausgezeichnet wird eine Persönlichkeit, die mit ihrem Schaffen einen maßgeblichen Beitrag zur positiven Wahrnehmung oder Weiterentwicklung des Ingenieurwesens geleistet hat. „Ingenieurinnen und Ingenieure erweitern mit ihren Entwicklungen unsere Möglichkeiten und Handlungsspielräume", sagt Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp. Das gelte für den privaten Bereich, aber auch für die Wirtschaft. „Sie machen unseren Standort Deutschland, aber auch im Besonderen unseren Standort Aachen, zum gefragten Ort von Innovationen.“ Es sei von daher naheliegend, gerade in Aachen einen Preis für herausragende Ingenieurleistungen und -persönlichkeiten zu vergeben.
Es ist das fünfte Mal, dass der Aachener Ingenieurpreis verliehen wird. Erster Preisträger war Professor Berthold Leibinger, Gesellschafter der TRUMPF GmbH + Co. KG, im vergangenen Jahr wurde Professor Franz Pischinger, Gründer der Aachener FEV Motorentechnik GmbH, geehrt, im Anschluss der Astronaut Thomas Reiter und der langjährige Direktor des Werkzeugmaschinenlabors WZL der RWTH Aachen, Professor Manfred Weck.
Emmanuelle Charpentier
Emmanuelle Charpentier hat Biologie, Mikrobiologie und Genetik an der Universität Pierre et Marie Curie und am renommierten Institut Pasteur in Paris studiert, wo sie auch promovierte. Im Anschluss forschte sie in New York und Memphis und kehrte 2002 als Associate Professorin an der Universität Wien zurück nach Europa. Sie habilitierte in Mikrobiologie, wechselte nach Umeå in Schweden, war 2013 bis 2015 Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover und leitete die Abteilung Regulation in Infection Biology am Helmholtz-Zentrum für Infektionsbiologie in Braunschweig. Seit 2015 ist sie Direktorin am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie in Berlin und Gründungsdirektorin der sich aktuell im Aufbau befindenden Max-Planck-Forschungsstelle für die Wissenschaft der Pathogene. Zudem wurde ihr 2014 eine Alexander von Humboldt-Professur an der Medizinischen Hochschule Hannover verliehen.
Partner des Ingenieurpreises
VDI
Mit rund 155.000 Mitgliedern ist der Verein Deutscher Ingenieure VDI der größte technisch-wissenschaftliche Verein Deutschlands. Seit 160 Jahren gibt er wichtige Impulse für neue Technologien und technische Lösungen, für mehr Lebensqualität, eine bessere Umwelt und mehr Wohlstand. Der VDI ist Stifter einer Figur der Künstlerin Mariana Castillo Deball, die die Preisträgerin erhält.
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Dezernat Presse und Kommunikation der RWTH Aachen
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