SignersMask
Die meisten von uns sind in sozialen Netzwerken aktiv und können selbst entscheiden, ob sie unter ihrem Realnamen liken, teilen und kommentieren, oder dafür ihre Identität hinter einem Pseudonym verbergen. Für gehörgeschädigte Menschen, deren Muttersprache eine Gebärdensprache ist, gleicht die gesprochene Sprache jedoch einer Fremdsprache, weshalb sie auch im Internet bevorzugt über gebärdensprachliche Videos kommunizieren.
Gebärdensprachen bedienen sich einer Vielzahl unterschiedlicher Handzeichen, Körperhaltungen und Mimiken. Gebärdende kommunizieren also mit ihrem gesamten Körper, weshalb sie auch in den Videos vollständig erkennbar und somit auch in der nicht-digitalen Öffentlichkeit wiedererkennbar und potenziell gefährdeter für Übergriffe sind. Viele Signer zögern daher, sich an gesellschaftlichen Diskussionen im Internet zu beteiligen.
An einer Möglichkeit, die Anonymität für Signer auch in den sozialen Netzwerken und somit auch ihre Teilnahme am digitalen gesellschaftlichen Leben zu gewährleisten, forschen Dr. Klaudia Grote vom Kompetenzzentrum für Gebärdensprache und Gestik „SignGes“ und Dr. Isaak Lim vom Lehrstuhl für Informatik 8 der RWTH Aachen.
Gemeinsam haben die Forschenden eine Software entwickelt, welche in Echtzeit eine Maske über die gebärdensprachlichen Videos legt, die die charakteristischen Merkmale des Gesichts und der Hände der Gebärdenden verdeckt, sodass sie selbst als Person nicht mehr erkennbar sind.
Hierfür wurde zunächst ein statistisches Modell eines Standardgesichts erstellt, anhand dessen dann markante Punkte wie die Augen, Augenbrauen und der Mund identifiziert wurden. In einem nächsten Schritt wurden mehrere Standardposen von Gesichtern festgelegt. Die daraus abgeleiteten Parameter errechnen die Haltung der Hände sowie der Mimik des Signers und übersetzen diese dann in den virtuellen Avatar. Hierbei besteht die Schwierigkeit im Tracken der Feinmimik, um den Inhalt vollständig zu erhalten.
Bisher hat sich das Forscherteam nur auf die Übersetzung der Mimik konzentriert. In Zukunft soll die Software jedoch so weiterentwickelt werden, dass gesamte Körper von dem Avatar überdeckt wird, was für die vollständige Anonymisierung der Gebärdenden essentiell ist. Des Weiteren muss auch die individuelle Art zu gebärden verfälscht werden können, da diese auch Rückschlüsse auf die Person zulässt, vergleichbar mit der Stimme bei lautsprachlich kommunizierenden Menschen.