Dr. Ulrike Eickhoff
Abteilungsleiterin Programm-und Infrastrukturförderung der Deutschen Forschungsgemeinschaft e.V.
Eine krisenhafte Zäsur
Die Coronavirus-Pandemie war in vielerlei Hinsicht für alle und damit auch für die Wissenschaft eine krisenhafte Zäsur. Die Krise hinterlässt zahlreiche Herausforderungen, hat aber auch unverhoffte Erträge erzielt. Mit dem Überwinden des ersten Krisenschocks geraten verstärkt die Vorteile der neuen virtuellen Kollaboration in den Blick: die Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf durch weniger (zeit)aufwändige Dienstreisen, CO2-Einsparungen, aber auch die Intensivierung von überregionaler Kollaboration oder Steigerung der Attraktivität von kleinen Fächern oder Standorten, an denen sonst die kritische Masse gefehlt hätte.
Paradoxal hat das Funktionieren des schockartig weltweit umgesetzten Modells des Working together apart zugleich den arbeitspsychologischen Wert von physischer Begegnung und realen Kommunikationsräumen ins Bewusstsein gehoben.
Büro und Labor werden auch künftig nicht ersetzt werden, aber zumindest ersteres wird in einem starken Attraktivitätswettbewerb mit anderen Working Spaces stehen, für die kreative hochschulbauliche Lösungen gefunden werden müssen.
Die Virtualisierung der Arbeit verstärkt dabei das moderne Gefühl der Beschleunigung. Wo das Studienleben ehemals vom akademischen Viertel strukturiert und die Arbeit im Labor vom informellen Austausch am Aufzug oder der Kaffeemaschine unterbrochen wurde, reiht sich nun Zoommeeting an Webexkonferenz. Auf die mit der Beschleunigung verbundenen Probleme wird jede Generation ihre eigenen Antworten finden müssen. Es liegt an den Hochschul- und Wissenschaftsmangerinnen und -managern, hierfür gute Rahmenbedingungen zu schaffen, damit diese gefunden werden können.