Diese Reflexion können ja nur Menschen übernehmen, das bringt uns zu der Frage: Was kann KI nicht, was können nur Menschen?
Hoos: Die Antwort darauf ändert sich beinahe jeden Monat, weil das, was KI kann, sich sehr schnell weiterentwickelt. Derzeit gibt es eindeutig Schwächen bei der Kombination von Lernen und logischem Schließen, zum Beispiel bei Sprachmodellen oder Sprachassistenten wie ChatGPT. Diese sind sehr gut darin, sich sprachlich auszudrücken, vielleicht auch Fragen zu beantworten und Texte zu generieren. Sie sind sehr schlecht darin, tiefe logische Schlüsse zu ziehen und logisch konsistente Argumente zu führen. Das Zusammenbringen von Lernen und Schließen ist folglich ein ganz wichtiges Thema in der modernen KI. Ein anderer Bereich, in dem Grenzen der KI zurzeit noch deutlich da sind, ist die Kreativität. Natürlich gibt es KI-Systeme, die beeindruckende Bilder, vielleicht auch Filmsequenzen oder Musik generieren können. Das geht soweit, dass selbst Experten nicht erkennen können, was KI- und was menschengemacht ist. Das heißt aber nicht, dass KI mit uns auf einer Ebene steht. So gibt es bislang noch keinen einzigen Roman, der überzeugend von einer KI geschrieben wurde. Es gibt auch noch kein Stück richtig ernsthafte nicht nachbearbeitete Musik, das von der KI generiert wurde und die gleiche künstlerische Qualität zum Beispiel einer Fuge von Bach hat. Da gibt es also durchaus noch Grenzen.
Schauen Sie als Forscher ausschließlich begeistert auf das Thema? Oder sind Sie auch skeptisch, vielleicht sogar ängstlich?
Hoos: Bei mir mischen sich KI-Begeisterung und der Drang, mit der Spitzenforschung in Bereiche vorzudringen, wo noch niemand war, mit der Sorge um einen verantwortungsvollen Umgang. Ich bekomme das dadurch in Einklang, dass wir zwar den derzeitigen Stand der Kunst weiterentwickeln, aber stets auch mit dem Auge auf unsere Verantwortung und den Versuch, KI-Systeme besser zu verstehen. Denn KI-Systeme und ‑Algorithmen sind so komplex, dass selbst Experten sie nicht wirklich vollständig verstehen. Wir müssen uns die Zeit nehmen und die Energie investieren, nicht immer nur das nächstbessere System zu entwickeln, sondern das, was wir bereits gebaut haben, auch in der Triefe zu verstehen.
Haben wir denn ausreichend Experten, die dieses Thema überhaupt beherrschen können?
Hoos: Ganz sicherlich eines der großen Probleme. Uns fehlen Expertinnen und Experten im Bereich der KI. Und wir können die auch nicht schnell genug produzieren. Hier an der RWTH und an vielen anderen Hochschulen geben wir uns natürlich größte Mühe, aber es braucht auch gewisse Grundfähigkeiten, um Expertise im Bereich KI zu entwickeln. der Bedarf ist also viel höher, als es Expertise gibt - in der Industrie, aber auch im öffentlichen Bereich. Da ist die Situation noch viel schwieriger, weil dort noch nicht mal wirklich kompetitive Gehälter bezahlt werden können. Stellen Sie sich einfach vor, in der öffentlichen Verwaltung werden zukünftig KI-Systeme eingesetzt. Die Stadt Aachen wird sich vermutlich KI-Expertinnen oder ‑Experten dauerhaft nicht leisten können, wie sollen diese Systeme also entwickelt oder auch nur vernünftig betreut werden? Expertenmangel ist ein wirkliches Problem.
Haben Sie auch vor diesem Hintergrund Angst, dass KI außer Kontrolle geraten könnte? Oder ist das vielleicht bereits geschehen?
Hoos: Natürlich habe ich Bedenken, dass KI-Einsatz auch schiefgehen kann. Die Befürchtung, dass mächtige KI-Systeme die Kontrolle übernehmen, ist nicht völlig abwegig. Aber das ist nicht das Problem, über das wir uns heute primär Gedanken machen sollten. Aktuell ist die Herausforderung, die existierenden Systeme, und die, die in der nahen Zukunft verfügbar werden, nicht gut genug verstanden werden, um sie insbesondere von Leuten mit eingeschränkter Expertise verantwortungsvoll einzusetzen. Man kennt die Schwächen und Grenzen dieser Systeme nicht gut genug, da müssen wir ansetzen. Da setzt auch meine Forschung an, um Unterstützung durch speziell konstruierte KI-Systeme zu bieten. Für Leute, deren Expertise einigermaßen eingeschränkt ist.
Das heißt, KI müsste intensiver überwacht werden, aber wir können es nicht leisten.
Hoos: Überwachung hat immer so einen negativen Beigeschmack. Wir müssen uns Richtlinien und Regeln geben, wie bei anderen Produkten auch. Sie würden weder mit einem LKW über eine Brücke fahren, die von Studenten im zweiten Semester erbaut wurde, noch sich in ein Flugzeug setzen, das nicht rigorosen Qualitätsstandards und ‑kontrollen unterworfen ist. Genau das gibt es aber im Bereich KI bislang nicht. Wir brauchen das insbesondere beim Einsatz von KI in sensitiven Bereichen, zum Beispiel in der Medizin, in Teilen der öffentlichen Verwaltung, dort, wo Fairness eine wichtige Rolle spielt und natürlich auch in der Produktion.
Ist auch Machtkonzentrationen ein Problem, also der Zugang einiger Weniger zu KI-Systemen?
Hoos: Ja. Viele Bereiche der KI-Forschung werden angetrieben von wenigen kommerziellen Interessen und damit einer sehr kleinen Anzahl von Leuten. Zum einen diese Entwicklung betreiben, zum anderen aber auch von diesen Entwicklungen primär profitieren. Und das kann zumindest aus europäischer Sicht ja nicht erwünscht sein. Es geht beim Einsatz von KI aber auch um kulturelle Unterschiede. Ein Beispiel: Im europäischen Gesundheitswesen soll jeder einigermaßen fair, zumindest aber nach recht hohen Minimalstandards behandelt werden. Das sieht im amerikanischen System, wie wir alle wissen, anders aus. Durch KI-Einsatz ließen sich die tatsächlichen Kosten, die ein alternder Mensch verursacht, vorhersagen. In einem eher vom Profitdenken getriebenen System wäre jeder für seine Gesundheit erstmal selber verantwortlich und müsste diese Kosten auch tragen. Das ist nicht unsere Idee von Solidarität, das heißt, dass wir andere KI Systeme brauchen, solche nämlich, die Werte wie Solidarität und Gleichbehandlung in viel stärkerem Maße schon eingebaut haben.
KI-Einsatz führt somit zu konkreten Ängsten der Menschen. Eine andere ist der Verlust des Arbeitsplatzes. Ist diese Angst gerechtfertigt?
Hoos: Die Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes ist natürlich für bestimmte Berufsbilder gerechtfertigt. Aber Arbeitsplätze werden durch neue Technologie ja nicht zum ersten Mal bedroht. Ich denke da an die große industrielle Revolution, auch da wurde die Arbeitswelt komplett umgekrempelt. Ähnliches sehen wir jetzt, bestimmte Berufsbilder werden sich sehr stark verändern. Zum Beispiel der Beruf der Programmiererin oder des Programmierers. Es ist relativ einfach vorherzusehen, dass das, was heute die allermeisten Programmierer leisten, zunehmend von KI-Systemen erst unterstützt und dann auch übernommen werden kann. Das kann aber diese Berufsbilder auch aufwerten und interessanter machen.
Wenn Arbeit sich so stark verändert, werden diese Entwicklung nicht alle Menschen mitgehen können. Wird in Ihren Augen menschliche Arbeit durch KI entwertet?
Hoos: In manchen Bereichen gibt es das Risiko, dass menschliche Arbeit durch KI entwertet wird, in anderen Bereichen wird sie aufgewertet. Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Ich bin ein Fan des Aachener Comiczeichners Alfred Neuwald. Er beschäftigt sich intensiv mit KI und ihren Möglichkeiten, sieht tolle neue Werkzeuge, die es ihm einfacher machen, seine Kreativität auszutoben. Es gibt aber auch Künstler, die sich durch KI bedroht fühlen - sehr gut nachzuvollziehen. Will man diese Entwicklung sozial kompatibel gestalten, dann darf sie nicht zu radikal und nicht zu schnell sein. Das ist einer der Gründe, weshalb ich denke, eine gewisse Entschleunigung, wenn nicht in der Entwicklung, dann mindestens im Einsatz von KI Systemen wäre wünschenswert, um einfach die Menschen mitzunehmen.
Bedeutet Fortschritt immer Verlust? Stellen Sie sich diese Frage als Wissenschaftler?
Hoos: Die stelle ich mir selbstverständlich. Schon in der Schule haben wir Dürrenmatts „Physiker“ gelesen und etwas über die Interaktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft gelernt. Und die ist mir persönlich sehr, sehr wichtig. Natürlich stellen wir uns hier am Lehrstuhl die Frage: Welche Auswirkungen hat das auf die Menschen? In der Grundlagenforschung ist das allerdings nicht immer leicht zu beantworten.
Sie sprechen hier auch von menschzentrierter KI.
Hoos: Bei der menschzentrierten KI geht es um mehr als nur das Vertrauen in eine Technologie. Die Idee ist, dass KI entwickelt und eingesetzt wird, um menschliche Fähigkeiten zu ergänzen, um menschliche Schwächen auszugleichen und um Menschen zu erlauben, Dinge zu tun, die sie ohne solche Systeme nicht tun könnten. Und im Kontrast dazu steht eine KI, die versucht, menschliche Fähigkeiten einfach nur zu ersetzen. Und an diese Art von KI glaube ich ehrlich gesagt nicht viel.
Ihnen geht es um Vernetzung und Zusammenarbeit. Welche Rolle spielt dabei CLAIRE? Was verbirgt sich dahinter?
Hoos: Vernetzung ist in der KI ganz, ganz wichtig. Europa soll global konkurrenzfähig sein, dafür muss man die KI-Kompetenzen bündeln und eng kooperieren – in Deutschland, aber auch innerhalb Europas. Und das ist genau die Idee hinter CLAIRE.
Was kann CLAIRE konkret leisten?
Hoos: Mit der „Confederation of Laboratories for Artificial Intelligence Research in Europe“ versuchen wir zum einen, unsere Ressourcen zu bündeln, um KI-Entwicklung in Europa voranzubringen. Das funktioniert natürlich besser, wenn man eng kooperiert und dadurch weiß, was sonst so passiert.
Zum anderen interagieren wir auch sehr stark mit der Europäischen Kommission, mit europäischen Parlamentarierinnen und Parlamentariern. So versuchen wir, eine Vision für KI in Europa an die Politik heranzutragen, aber wir wollen auch sicherstellen, dass politischen Entwicklungen Expertenwissen zugrunde liegt. Denn bei so einem dynamischen und komplexen Thema wie KI sind Politikerinnen und Politiker überfordert, wenn sie auf sich alleine gestellt Entscheidungen treffen müssen oder wenn sie sich selber die Expertise raussuchen müssen. Es ist viel besser, wenn die KI-Forschungsgemeinschaft organisiert ist und die Politik hier unterstützen kann.
Geht dieses Internationale bereits weit genug?
Hoos: Da müsste schon noch mal nachgelegt werden. Die Europäische Union hat sehr gute Mechanismen, um individuelle Spitzenforscherinnen und ‑forscher oder Forschungsnetzwerke zu fördern. Was aber fehlt, ist die Förderung von Großforschungsinstitutionen. Ein europäisches Erfolgsmodell, in dem Bereich ist das CERN, weltweit bekannt für Spitzenforschung und global führende Forschung im Bereich der Teilchenphysik. So etwas bräuchten wir für die KI, um eine kritische Masse von Expertinnen und Experten zusammenzubringen, die sich dann gemeinsam in einer herausragenden Arbeitsumgebung auf gesellschaftlich und wirtschaftlich wichtige Anwendungen konzentrieren kann. Um so eine große Forschungseinrichtung würde sich dann auch – vergleichbar dem Silicon Valley – KI-Industrie ansammeln. So etwas bräuchten wir in Europa, um unsere KI-Forschung global konkurrenzfähig zu machen.
Und ein CERN für KI wäre zudem ein Ort permanenten Austauschs…
Hoos: Ein CERN für KI hätte im Wesentlichen drei Funktionen. Es wäre ein Platz der Begegnung, um mit anderen Expertinnen und Experten zu interagieren. Zum Zweiten könnte dort eine Forschungsumgebung zur Verfügung gestellt werden, die die individuellen Forschungszentren, auch die großen, auch die Max-Planck-Institute, einfach nicht finanzieren können. Zum Dritten wäre es ein globaler Magnet für Talente, um eine Alternative zur US-basierten Großindustrie zu schaffen. Und das im öffentlich geförderten Bereich, der Öffentlichkeit gegenüber verantwortlich und an Problemen arbeitend, die primär vom öffentlichen Interesse getrieben sind.
Welcher Schritte bedarf es denn, um dieses Projekt zu initiieren? Und lässt sich eine Investitionshöhe beziffern?
Hoos: Ein solches KI-Center würde eine einmalige Investition im einstelligen Milliardenbereich und für den Betrieb über zehn Jahre vermutlich noch mal 10 Milliarden Euro bedeuten. Das heißt, man würde über maximal 20 bis 25 Milliarden Euro reden. Das klingt nach sehr viel Geld, ist aber auf der Ebene der EU sicherlich problemlos realisierbar, denn 25 Milliarden Euro entsprechen weit weniger als einem halben Prozent des Jahresbudgets aller Mitgliedsstaaten. Und was man dafür bekommt, ist überaus attraktiv: KI ist ja anders als die Teilchenphysik ein Bereich, in dem der Weg vom Labor in die Praxis sehr kurz ist. Dann wäre das eine Investition, die sich vermutlich innerhalb weniger Jahre auch finanziell absolut rechnet. Und da reden wir noch nicht über wichtige Themen wie technologische Souveränität.
Ein CERN für KI – rennen Sie mit der Idee offene Türen ein?
Hoos: Als wir vor fünf Jahren diese Idee zum Ersten Mal an die Öffentlichkeit getragen haben, gab es auf Anhieb eine recht gute Resonanz in der Wissenschaftsgemeinde. Bei den Politikerinnen und Politikern war natürlich erst mal Skepsis. Mittlerweile findet diese Idee zunehmend Anklang, mittlerweile haben sich auch andere Organisationen in Deutschland und anderswo das Thema auf die Fahne geschrieben. Es wäre eine große Anstrengung, aber eben auch ein großer Wurf. Neben dem CERN ist die Weltraumorganisation ESA ein weiteres europäisches Großprojekt, das als Beispiel dienen kann. Die Europäische Union und die europäischen Staaten haben also schon mehrfach gezeigt, dass solche Kraftanstrengungen möglich sind und auch zum Erfolg führen können. Und ich würde mir wünschen, dass es bei der KI eben auch so ist.
Was müsste denn in Deutschland und Europa passieren, um aufzuholen oder gar „state of the art“ zu werden?
Hoos: Insbesondere die Einsicht, dass man allein nichts erreichen kann, das muss auf der europäischen Ebene passieren. Das heißt, die europäische Vernetzung ist der Schlüssel dazu. Und da sind wir in NRW und Aachen natürlich ganz gut dabei. Gerade hier in der Euregio sind die Wege ja kurz, so gibt es im südlichen Teil der Niederlande ein großes KI-Zentrum in Eindhoven, in Leuven im belgischen Flandern ein weiteres. Da wäre eine Vernetzung mit der RWTH Aachen und anderen Institutionen relativ naheliegend. In Nordrhein-Westfalen gibt es wie in anderen Bundesländern ein von der Bundesregierung geschaffenes Kompetenzzentrum, um die Lücke zu den amerikanischen und chinesischen Kompetenzen ein bisschen zu schließen. Das ist das Lamarr-Institut, wo die Uni Bonn, ein Fraunhofer Institut und die TU Dortmund engagiert sind. Auf der Ebene von NRW, wie es natürlich auch sehr wichtig, nicht nur dieses Institut zu haben, sondern auch das zweite große Kompetenzzentrum, das es bei uns schon gibt, nämlich an der RWTH Aachen, mit in das Lamarr-Zentrum einzubringen. Dazu würde es gehören, dass die Landesregierung ein deutliches Zeichen setzt und sagt: Das ist uns wichtig. Man sieht zum Beispiel in Bayern und in Baden-Württemberg, dass eine zusätzliche Landesförderung einen noch mal auf eine andere Ebene bringen kann.
Es werden also mehr Fördermittel benötigt, um die RWTH aus dieser Isolierung herauszuholen?
Hoos: KI ist eine ressourcenintensive Wissenschaft. Das ist ähnlich wie in der Teilchenphysik. Dort werden große Beschleuniger benötigt, bei uns braucht es riesige Rechenkapazität. Es reicht auch nicht, wenn diese Kapazitäten irgendwo sind, sondern die müssen schon relativ nah an den KI-Forschenden sein. Da wäre eine gewaltige Investition nötig, um zum Beispiel mit den derzeitigen führenden Entwicklungen bei Open AI, Microsoft, Google, Meta, Apple mithalten zu können. Da bräuchte man also große, speziell ausgestattete Rechenzentren und sehr gute Mitarbeitende, die diese Rechenzentren betreuen und genug Ahnung von KI haben. Und dann braucht es auch eine ansprechende Arbeitsumgebung, denn wir konkurrieren beim Werben um Talente natürlich mit der Industrie.
Wenn dieser europäische Zusammenschluss gelänge, was braucht es, um den Anschluss an die USA zu schaffen?
Hoos: Eine gewisse Offenheit, Dinge auch mal dynamisch anzugehen. Ich habe einen Großteil meiner wissenschaftlichen Karriere in Kanada verbracht, danach fünf Jahre in den Niederlanden und bin nun hier an der RWTH. Die Arbeit hier hat viele Vorteile, auch wenn es in der Verwaltung sicherlich noch deutliches Potenzial zur Verschlankung und Effizienzsteigerung gibt. Man würde sich zum Beispiel eine Beschleunigung und Vereinfachung des Beschaffungsprozesses wünschen, da hier insbesondere im Bereich KI Zeit eine bedeutende Rolle spielt und Verzögerungen starke Auswirkungen auf wichtige Forschungsprojekte und ‑Fortschritte haben. Da muss man schneller am Start sein. Das wir da noch nicht ganz in der Gegenwart angekommen sind, sieht glaube ich auch unsere Hochschulleitung sehr deutlich – das ist im Übrigen auch an anderen deutschen Hochschulen so, da gibt es einfach Aufholbedarf.
Gibt es für Sie ein Leben jenseits von KI und Professur? Oder fehlt es an Zeit?
Hoos: Es gibt ja den Mythos vom Wissenschaftler, der sich hundertprozentig der Wissenschaft verschreibt. Damit kann ich nicht dienen, das wäre nicht mein Ding. Zu Beginn meiner Karriere gab es auch die Option auf eine Laufbahn als Musiker, doch letztlich dachte ich mir die Musik kann man auch ernsthaft nebenbei betreiben, die Wissenschaft eher nicht.
Klassik? Rock? Jazz? Und welches Instrument?
Hoos: Klassische Musik natürlich. Damals habe ich sehr intensiv Fagott gespielt, das habe ich dann über die Jahre immer weitergemacht. Seit drei, vier Jahren spiele ich das Instrument, von dem ich schon immer geträumt habe, nämlich das Heckelphon, ein seltenes und faszinierendes Instrument, das wahnsinnig viel Spaß macht und einen tollen Klang hat. Es ist so eine Art Bariton-Oboe, als Fagottist hat man da relativ guten Zugang - wenn man es dann mal schafft, ein Instrument zu kriegen.